Die Monarchie als Ablenkungsmanöver

Queen Elisabeth II. ist tot. Das konnte man gar nicht nicht mitkriegen. Unsere Zeitungen sind voll davon. Offenbar interessieren uns die Monarchie und deren Besetzung mehr als unsere eigene wegschwimmende Demokratie.

Ich habe die Faszination, die von den Royals ausgeht, nie richtig verstanden. Aber wenn selbst bei uns ganze Postillen für mittelalterliche Leserinnen mit Stoff aus Windsor gefüllt werden, muss das offenbar funktionieren. Mir leuchtet es ein, dass es touristisch betrachtet spannender ist, eine Königin zu haben als einen Minister- oder Bundespräsidenten. Das ganze Drumherum, das zudem viele Jahrhunderte zurückreicht, hat natürlich seinen Charme. Aber aus der banalen Sicht eines Bürgers und Demokraten kann ich mit der Vorstellung einer vererbten Machtposition nichts anfangen. Zugegebenermassen vor allem nicht im Fall zu Grossbritannien, zu dem ich dank meines engen Bezugs zu Irland sowieso ein gespaltenes Verhältnis haben.

Was mich aber mehr beunruhigt als die blosse Existenz von Monarchien, ist die Tatsache, dass der Tod einer 96-jährigen Frau viele Schweizer mehr zu beschäftigen scheint als die Situation im eigenen Land. Da werden in den Kommentarspalten lange Würdigungen der Leistungen einer Königin publiziert, während vor der eigenen Haustür Grund- und Freiheitsrechte auf dem Spiel stehen, ohne dass es eine Mehrheit stört.

Vielleicht hängen diese Dinge ja auch zusammen. Der Wunsch nach einer starken Figur, die Akzeptanz einer unantastbaren Rolle ganz oben, das unbewusste Verlangen, gehorchen zu dürfen: Das alles sind Voraussetzungen dafür, dass eine Monarchie funktioniert, es es scheint bei vielen Leuten tief verankert.

Monarchien sind also noch lange nicht vorbei. Die Demokratie hat da einen wesentlich härteren Stand.