Wir sind nicht so wie die andern. – Ein Aufruf.

Die jüngsten Zeiten liefern unzählige Steilvorlagen für Schadenfreude. Man ist inzwischen sogar versucht, grausam zu sein. Aber diesen Gefallen dürfen wir den andern nicht tun. Denn es würde uns auf ihr Niveau herunterziehen. Wir müssen grösser sein als sie. Ein aktueller Fall – und der Versuch einer Anleitung.

Ich komme gleich zum Punkt. Aber diese Geschichte ist wichtig dafür.

Jessica Weaver-Day aus Ohio in den USA war Mutter von zwei Zwillingstöchtern im Alter von sechs Jahren. Am 11. November 2021 liess sie ihre beiden damals fünfjährigen Kinder gegen Covid-19 impfen. Davon berichtete sie in den sozialen Medien. Eineinhalb Stunden lang hätten die beiden aus Furcht vor der Spritze geschrien, bevor sie entmüdet den Kampf aufgaben. «I’m beat», schrieb die Mutter. «Ich bin erledigt.» Ihre Kinder vermutlich auch. Aber die Mission war erfüllt.

Im Januar 2022 schrieb Weaver-Day, dass sie nach dem «Booster» für mehrere Stunden starke Nebenwirkungen hatte. Aber die Impfung sei «es wert». Und die gute Nachricht sei, dass ihre kleinen Töchter nach ihrer zweiten Spritze, die sie in der Zwischenzeit erhalten hatten, keinerlei Probleme gehabt hätten ausser einem schmerzenden Arm.

Ab Juni 2022 berichtete die Mutter immer wieder von «seizures», also Krampfanfällen, bei ihrer Tochter Anna. Im September 2022 hatte die gesamte Familie Corona, gemäss eigenen Berichten drei Wochen lang. Am 2. Januar 2023 verbrachte Anna aufgrund ihrer Krampfanfälle fünf Tage im Spital.

Am 25. Januar 2023 fand der Vater seine Tochter regungslos im Bett. 15 Minuten nach der Ankunft in der Notaufnahme war Anna tot. Die Todesursache ist nicht bekannt. Die Mutter wünschte sich eine baldige Einäscherung. Die Beisetzung fand am 30. Januar 2023 statt.

Der Tod eines sechsjährigen Kindes ist an Traurigkeit kaum zu überbieten. Die Mutter hat derzeit aber noch mit weiteren Problemen zu kämpfen: Sie wird in den sozialen Medien mit Vorwürfen, Häme und Hass übergossen. Ihre begeisterte Chronologie der familiären Impfstory wird ihr nun zum Verhängnis.

Ich sage es offen: Ich habe Verständnis dafür, dass einige gar nicht anders können, als so zu reagieren. Wir, die wir dankend auf die Impfung verzichteten, wurden jahrelang wie Aussätzige behandelt. Man hat uns ausgesperrt, als unsolidarisch gebrandmarkt, als verantwortlich für Todesfälle bezeichnet. Wir waren schuld daran, dass es immer noch Massnahmen gab, wir waren durchgeknallte Spinner, welche die Gesellschaft in Geiselhaft nahmen. Wir waren schlimmer als das Virus.

Aber mein Aufruf: Lasst uns nicht so sein wie die Leute, die das alles getan haben. Wir müssen Grösse zeigen, so schwer es fällt. Im geschilderten Fall ist die Mutter Opfer, nicht Täterin. Ja, sie war gutgläubig und hat sich in die Irre führen lassen. Aber das war das Ergebnis der unvergleichbaren Terrorkampagne von Staat und Medien. Nicht jeder ist stark genug, dem zu widerstehen. Nicht jeder hat es in sich, einem Druck über mehrere Jahre hinweg standzuhalten. Nicht jeder hat die Kraft, die soziale Ausgrenzung auszuhalten. Wir sind alle verschieden. Wir haben alle unsere Geschichte.

Wir sind nicht wie sie. Wir sind nicht bereit, andere Menschen auf Knopfdruck zu diskriminieren, zu diskreditieren, zu denunzieren. Die andern haben das getan, bereitwillig, lustvoll, hörig. Wir nicht. Und deshalb darf man nun einfach um dieses Kind trauern. Ohne es zu instrumentalisieren. Die Wahrheit wird auch ans Licht kommen, ohne sich an denen schadlos zu halten, die letztlich auch nur ein Opfer des Systems sind.

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