SRF und der «Verschwörer-Film»

Eine bereits produzierte und von SRF mitfinanzierte Dokumentation über organisierten Missbrauch von Kindern wird auf dem Sender nicht gezeigt. Der Grund: Er enthalte «verschwörungserzählerische Elemente». Bei diesem Begriff müssten alle Alarmglocken klingeln.

75’000 Franken an Geldern der Gebührenzahler sind in einen Film geflossen, der dereinst bei SRF hätte gezeigt werden sollen. Derzeit sieht es nicht danach aus, als hätte das Publikum jemals etwas davon. Die Dokumentation soll sang- und klanglos in einem Archiv verstauben. Mehr dazu kann man unter anderem hier lesen.

Ich habe den 50-minütigen Film – wie alle anderen ganz normalen Zuschauer – nie gesehen und kann mir deshalb auch kein Urteil darüber anmassen. Was mich aber hellhörig macht, ist die Begründung für den Rückzug von SRF. Laut dem Sender seien die Experten, die in der Doku zu Wort kommen, zweifelhaft. Es handle sich um Anhänger von Verschwörungstheorien und damit nicht um seriöse Fachleute.

Das befindet ein Sender, bei dem drei Jahre lang Verschwörungstheorien wie eine unbedingt nötige, wirksame und völlig unschädliche Impfung gegen Covid-19 munter verbreitet wurden. Und ein Sender, der jeden, der Fragen dazu hatte, umgekehrt als Schwurbler diffamierte.

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Realisiert wurde die Dokumentation von der freischaffenden Regisseurin Ursula Brunner, die in jeder Hinsicht unverdächtig ist und schon oft bewiesen hat, dass sie auch heikle Themen vor der Kamera umsetzen kann. Sie ist der Frage nachgegangen, ob es so etwas wie organisierte oder auch rituelle sexuelle Gewalt gegen Kinder in der Schweiz gibt. Wie die Antworten im Endresultat aussehen, weiss ich wie gesagt nicht. Mir scheint es aber legitim, das Thema aufzunehmen und Einschätzungen von Leuten zu hören, die damit vertraut sind.

Nur waren es nun aber leider offenbar wieder Leute, die das Vertrauen des Staatssenders nicht geniessen. Beziehungsweise: Deren Nase den Leuten bei SRF einfach nicht gefällt. Dort hat man offenbar immer noch nicht verstanden, dass nicht einfach alles, was noch nicht erwiesen ist, eine «Verschwörungstheorie» ist. Man hat dort immer noch nicht begriffen, dass am Anfang jeder Frage eine These steht, der man nachgehen kann und soll. Das Publikum ist mündig genug, um zu beurteilen, ob die These stichhaltig ist oder nicht.

Ich habe nichts dagegen, dass der Inhalt einer Dokumentation journalistisch geprüft wird. Und auch nicht dagegen, dass man sich gegen eine Ausstrahlung entscheidet, wenn berechtigte Zweifel an der Seriosität auftauchen. Aber hier fand mit Sicherheit keine vertiefte Auseinandersetzung mit den Inhalten statt. Irgendjemand hat irgendwann definiert, dass die Leute, die in dem Film sprechen, nicht ernst zu nehmen seien – und ab da läuft alles von selbst. Genau wie es bei den Massnahmenkritikern der Fall war. Hat man bei SRF mal so entschieden, ist man weg vom Fenster.

Nur dass eben die Massnahmenkritiker bisher in allen Teilen recht behalten haben, auch wenn die SRF-Brigaden eher die Kabelrolle der Kamera verschlucken würden, bevor sie das zugeben. Und das wirft natürlich die Frage auf: Wäre es auch hier so gewesen?

PS: Sorry für die Kunstpause, ich mache für einmal so richtig Ferien…

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Bild: Megalesius / Wikimedia