Gewerbler und Beizer können sich leider nicht «transformieren»

Über eine halbe Million Franken an Steuergeld sollen an den Kabarettisten Michael Elsener geflossen sein. Er war ja schliesslich durch die Coronamassnahmen gebeutelt worden. Und das natürlich als Einziger im Land. Deshalb wurde er von der Raupe zum Schmetterling. Auch wenn wir davon nichts sehen.

Als Marco Rima seine effektiven Verdienstausfälle durch abgesagte Auftritte zu einem Teil erstattet erhielt, gingen die Wogen hoch. Und zwar aufgrund eines Denkfehlers. Er sei Nutzniesser des Staats, obwohl er diesen kritisiert habe, hiess es. Da haben einige einen gewaltigen Knoten in der Leitung.

Erstens wurde ihm der Verlust bei Weitem nicht vollumfänglich ersetzt. Zum anderen: Warum sollte ausgerechnet jemand, der viele der Coronamassnahmen für falsch eingeschätzt hat, nicht entschädigt werden, wenn diese eingeführt werden? Eher doch umgekehrt: Wer mit Herzblut für Lockdowns und Co. eingestanden ist, hätte so konsequent sein und auf Geld verzichten können. Es ging ja nach ihrem Willen. Derjenige, der dagegen aufgestanden ist, hat den Schadensersatz erst recht verdient. Oder bekomme ich mehr Geld von der Versicherung, wenn ich einen anderen Autofahrer auffordere, mir doch bitte in die Seite meiner Karre zu fahren?

Ich glaube, die Analogie war eindeutig genug. Die Kritik an Rima war einerseits politisch bedingt und andererseits entgegen jeder Logik. Aber die ist ja schon lange ausgehebelt.

Auf der anderen Seite der Skala steht der Traumschwiegersohn der Nation: Der ewig strahlende Lockenkopf Michael Elsener. Die personifizierte Harmlosigkeit. Grundsätzlich gilt ihm ja meine Bewunderung. Wer bei SRF ewig lange Erklärvideos zu politischen Themen ausstrahlen kann, garniert mit der persönlichen Meinung, und das dann offiziell verbucht erhält als «Comedy» oder «Satire», dem ist ein wahres Kunststück gelungen.

Aber noch mehr Wertschätzung verdient seine Fähigkeit, beim Staat Geld auszureissen. Das kann der Mann.

Das Portal «Zentralplus» hat eine hübsche Auflistung der Gelder gemacht, die Elsener zugesprochen wurden. Es wird nicht ganz klar, ob der Autor des Beitrags das Ganze nun furchtbar daneben oder total in Ordnung findet. Aber die nackten Zahlen sind Information genug.

Entscheidend ist vor allem, dass dem Bühnenkünstler wie einigen seiner Kollegen ein sogenannter «Transformationsprozess» finanziert wurde. Die Idee dahinter: Wenn du nicht mehr auftreten kannst, musst du dein Geld auf andere Weise verdienen. Natürlich nicht auf nützliche Weise wie mit Strassenwischen oder so, nein: Dann macht man eben lustige Youtube-Videos und andere digitale Spielereien, wenn die analoge Präsenz nicht mehr möglich ist.

Sie wollen lesen, was andere nicht offen aussprechen? Sie sind angekommen. Danke für Ihre Unterstützung.

Das war eine sehr kreative Idee der staatlichen Kulturverwalter. Es klingt nach einer Investition in die Zukunft statt einfach eines Schadensersatzes. Nur ist Transformation üblicherweise etwas Bleibendes: Man wandelt sich und ist dann das, was man geworden ist – von der Raupe zum Schmetterling sozusagen.

Was von den Transformationsprozessen in der Schweizer Kulturszene übrig bleibt, wird man sehen. Der Meister der hohen Kunst im Handaufhalten, der, ähm … (sorry, ich weiss bis heute nicht, was er eigentlich ist, Ex-Rapper, Ex-Moderator, Ex-Sonstwas?) Knackeboul hat sich auch mit Steuergeld transformiert. Sein Tag besteht aber wie vor der Transformation daraus, auf Twitter Andersdenkende zu beschimpfen oder ihnen Gewalt anzudrohen. Der Wandel scheint bescheiden. Zu was hat sich die Watson-Witzfigur eigentlich gewandelt? Und warum genau müssen wir alle dafür bezahlen?

Kurz und gut: Neben Ausfallentschädigungen von über 300’000 Franken hat Michael Elsener auch rund 190’000 Franken für seine persönliche Verwandlung erhalten. Die bestand dann aus einem Bündel Polit-Erklär-Videos, wie er sie früher bereits gemacht hat, damals ebenfalls bezahlt vom Bund, nämlich bei SRF. Auch das scheint eher eine kleinformatige Transformation. Aus der Raupe wurde kein Schmetterling, sondern einfach eine fettere Raupe. Ist ja auch was.

Das Problem ist nur: Dieser edle Prozess war den Künstlern vorbehalten. Wie hätte denn die Transformation des Betreibers einer Beiz ausgesehen? Hätte er auf Staatskosten virtuell Bier ausschenken sollen? Via Zoom oder Google Meet? Und man hätte sich von Bildschirm zu Bildschirm zugeprostet? Oder das Quartierlädeli? Hätte Frau Müller gut damit leben können, dass ihr die Tomaten digital überreicht werden für den Zmittag? Was kann man damit wohl Hübsches auf den Teller zaubern?

Alle sind gleich. Einige sind gleicher. Orwell hatte recht. Künstler, die schon vorher satt und zufrieden von Staatsgeldern gelebt haben, wurden überschüttet mit Zuwendungen. Sofern sie sich brav verhielten während der «Pandemie». Die Menschen, die unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit für das tägliche Leben sorgen, galten nichts.

Aber jede Wette, dass das Elsener, Knackeboul und Konsorten nicht zum Nachdenken bringt. Die Devise heisst: Den grosszügigen Staat hochjubeln und alle anderen niederbrüllen – und abkassieren.

Nur natürlich, dass der bewusste Staat auf dieser Basis nicht lange funktionieren kann. Und dass unendlich viele Existenzen in diesem Land auf derselben Grundlage ruiniert wurden. Ohne eine Chance, sich mit Steuergeldern zu «transformieren».

Aber darüber macht man sich keine Gedanken, solange der Rubel rollt. Jeder ist sich selbst der Nächste. Und wer für die Gemeinschaft mitdenkt, ist bekanntlich «unsolidarisch». Die Werte haben sich verschoben. Wie vieles andere auch.

Es gibt nur noch wenige unabhängige Stimmen in diesem Land. Halten Sie diese am Leben – mit Ihrem freiwilligen Beitrag.