Wenn der Wahnsinn wächst

Mir liegt ein bisschen was an unserer Sprache. Ein Flair habe ich auch für den gesunden Menschenverstand. Beides gerät schon seit einiger Zeit unter die Räder. Was geht in den Menschen vor, die den nackten Gender-Unsinn einfach brav nachbeten, ohne darüber nachzudenken?

Ich zitiere eingangs Johannes Rauch, Gesundheitsminister der Republik Österreich, Mitglied der Grünen. Er hat zum Thema «Mutter-Kind-Pass» das Folgende in den sozialen Medien geschrieben:

«Vor der Geburt hat natürlich nur die schwangere Person Zugriff auf die Daten. Bis dahin ja gibt es keine:n gesetzliche:n Vertreter:in des Kindes (=Obsorgeberechtigte:r). Nach der Geburt hat der:die gesetzliche Vertreter:in des Kindes nur auf die Daten des Kindes Zugriff. Der:die gesetzliche Vertreter:in des Kindes hat zu keinem Zeitpunkt Zugriff auf die Untersuchungsergebnisse der schwangeren Person – weder vor noch nach der Geburt.»

Verzeihung, ich brauche einen Moment, mir ist schwindlig.

….

Okay, danke, es geht wieder.

Also, wie war das? Um was ging es? Sprechen wir vor einer Gesetzesvorlage zum Schutz des aussterbenden Doppelpunkts? Und was genau ist eine «schwangere Person»?

Ich weiss, dass der gute Herr Rauch einfach möglichst korrekt sein und niemanden vor den Kopf stossen wollte. Vor allem nicht die Mitglieder seiner eigenen Partei. Er hat inzwischen allerdings von haufenweise anderen Leuten aufgrund der Wendung «schwangere Person» einen wahren Shitstorm erlebt, und offen gesagt: Hoffentlich auch.

Die Stimme gegen den Wahnsinn: Danke für Ihre Unterstützung.

Der Minister eines souveränen Staats, der die Biologie ausser Kraft setzt und sich nicht traut, auszusprechen, dass nur Frauen schwanger werden können: Leugnet er demnächst die Evolution? Was genau unterscheidet eigentlich die Leute, die mehr als zwei biologische Geschlechter herbeifantasieren, von den Anhängern einer flachen Erde, über die sie sich gerne lustig machen? Rein von der Beweislage her bin ich offen gesagt näher bei den Flacherdlern als bei der «Es gibt XYZ Geschlechter»-Fraktion. Ich halte beides für Unsinn, aber im Zweifelsfall hinterfrage ich lieber die Erdkugel.

Das Problem ist nicht die in Wahrheit verschwindend kleine Truppe, die uns zum «Gendern» nötigen will. Genau so wenig wie der Mikrokosmos der aktiven Klimasekte oder die vernachlässigbare Zahl der Mohrenkopf-Jäger. Das wirkliche Problem sind die Leute, die genau wissen, wie absurd das alles ist, aber einfach mitmachen aus lauter Angst, sie könnten ein Opfer des Mobs auf Twitter werden. Wie dieser Minister. In einer Mischung aus Feigheit und fehlendem Bewusstsein für Fakten spricht er von einer «schwangeren Person» und lässt Doppelpunkte über seinen Text regnen, bis dieser schlicht und einfach unleserlich ist. Was übrigens allen Texten blüht, wenn dieser Wahnsinn weiter gehen sollte.

Wer das, was da ganz oben steht, für die zu wünschende Weiterentwicklung der deutschen Sprache hält, hat definitiv einen an der Waffel. – Siehe da, man kann eine klare Botschaft formulieren ohne einen einzigen Doppelpunkt!

Eine Mehrheit der Menschen lehnt diese völlig weltfremde Verstümmelung der Sprache ab, das zeigt jede Umfrage. Aber wir sagen viel zu selten und viel zu wenig deutlich, dass wir das nicht zulassen werden. Gerade die Politiker. Die sind von der Angst getrieben, etwas falsch zu machen, und sicherheitshalber lassen sie sich deshalb von der Welle mittragen. Dabei wäre dieser Gesundheitsminister vor gar nicht allzu vielen Jahren für amtsuntauglich erklärt worden, wenn er von einer «schwangeren Person» spricht. Denn entweder umfasst sein Wortschatz den durchaus handelsüblichen Begriff «Frau» nicht oder aber er leugnet die biologischen Naturgesetze. Beides ist eine schlechte Voraussetzung für ein Regierungsamt. Aber statt dass er seinen Posten verliert, wird er nun von den Treibern des Gender-Wahnsinns nun wohl noch beklatscht.

Den Ausdruck «Ein gesetzlicher Vertreter» muss man nicht «gendern». Unser Hirn weiss sehr genau, dass «der Vertreter» alles Mögliche sein kann. Vielleicht nicht gerade die Katze oder der Hamster des Hauses, sicher aber die Mutter oder der Vater, eine Frau oder ein Mann. Wir können das trotz «der» abstrahieren, Tatsache. Wir haben vor dem geistigen Auge nicht das Bild eines alten weissen Mannes mit Bart, wenn wir «der Vertreter» hören, wir wissen, dass dafür beide Geschlechter in Frage kommen. Das nennt man generisches Maskulinum, und es funktioniert einwandfrei und steht auch der Gleichberechtigung der Geschlechter nicht im Weg. Unser Hirn kann noch sehr viel mehr, das hier ist plumper Standard.

Übrigens bezahlen die Österreicher diesen Minister mit ihren Steuern. Wie lange hat er wohl über diesen Sätzen da oben gebrütet, bis er sicher war, dass er auch die letzte Gender-Stolperfalle bewältigt hat? Statt sich über den Inhalt des vermutlich nicht unwichtigen Geschäfts des «Mutter-Kind-Passes» zu beschäftigen, haben sich seine Gedanken um Doppelpunkte gedreht.

Wobei, Moment: «Mutter-Kind-Pass»? Müsste das nicht «gebärende Person-Kind-Pass» heissen? Und ist es eigentlich in Ordnung, dass es «der» Pass heisst, wo doch dieses Dokument für eine Person steht?

Wahnsinnige wird es immer geben. Es wäre nur schon schön, wenn nicht jeder das Gefühl hat, er müsse den Wahnsinn auch mitmachen.

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