Wer nicht tot ist, ist ein Belästiger

So, nun also Bill Murry. Gegen den Kultschauspieler werden «schwere Vorwürfe» laut. Und ich frage mich, wie man wirklich schwere Vorwürfe nennen soll, wenn das hier schwere Vorwürfe sind. Es wird zum «running gag» hier, ich weiss, aber dennoch: Die Welt spinnt.

Was hat der gute Bill getan? Über Assistentinnen am Filmset hergefallen? Jungen Darstellerinnen eine Rolle versprochen für gewisse Gefälligkeiten? Das wäre in der Tat erstens justiziabel und zweitens sehr widerlich. Nur spielt Murray glücklicherweise nicht in dieser Liga. Was ihm aktuell nicht hilft. Denn heutzutage ist bekanntlich alles ein Übergriff, was das Gegenüber als solchen wahrnimmt. Ein launiges «Guten Morgen» beim Weg zum Auto Richtung Nachbarin kann reichen, wenn sie gerade in der Stimmung dafür ist.

Und hier gibt es das Ganze nachzulesen, aus einer Quelle von vielen.

Und in der Kurzform: Der 71-Jährige hat offenbar mal an einem Set den Arm um eine Dame gelegt, in einem anderen Fall hat er das Haar einer Frau berührt oder beim Vorbeigehen spielerisch am Pferdeschwanz gezogen. Was im Jahr 2022 eigentlich jeden Prozess erübrigt, das sollte direkt in die Todeszelle führen. Was fällt dem Kerl ein? Er hat eine andere Person berührt, BERÜHRT!

Ich war nicht dabei. Ich habe keine Ahnung, was passiert ist. Aber ich gehe schwer davon aus, dass es nach einigen Dekaden Hollywood bereits aufgefallen wäre, wenn Bill Murray ein übergriffiger Lustmolch wäre, der seinen Status ausnützt. Heute reicht es offenbar, wenn man freundschaftlich den Arm um jemanden legt. Weil, und Achtung, nun wird es wirklich schmutzig, «20 Minuten» ausserdem weiss:

Eine weitere Quelle verrät gegenüber dem Onlineportal, dass Murray Single sei und «gerne flirtet».

Wow. Okay, also, das geht natürlich nicht. Single? Und wagt es, zu flirten? Wo sind wir hingekommen? Wüstling, elender! Soll gefälligst heiraten und seine Frau mit Edelprostituierten betrügen, wie es die restliche Filmindustrie tut.

Natürlich reicht das alles, um die aktuelle Produktion des Schauspielers auf Eis zu legen. Es könnte ja noch mehr zum Vorschein kommen, und die Produktionsfirma hätte den Imageschaden. Vielleicht hat Murray mal das Kleid einer Regieassistentin gelobt? Es tut sich ein wahrer Abgrund auf, und vor dem muss man sich schützen.

Ein Tipp an Hollywood: Setzt nur noch Tote ein. Ja, ich weiss, die haben in aller Regel Mühe, den Text zu lernen und wirken vor der Kamera auch nicht besonders lebendig, aber immerhin werden sie niemals den Arm um jemanden legen oder an einem Pferdeschwanz ziehen. So ist die Industrie auf der sicheren Seite.

Bill Murray wiederum wird aktuell nicht sehr viele Fürsprecher haben. Denn wenn man nun nicht in den aktuellen Aufschrei einstimmt, ist man ein Verharmloser und irgendwie auch ein Mitbelästiger. Das will niemand sein. Ausser die Leute vielleicht, denen angesichts des grassierenden Wahnsinns irgendwie alles schon egal ist. Wie ich zum Beispiel.