Unsere letzte Hoffnung: Die Übertreibung

Auf dem Weg zu einer besseren, gerechteren und politisch korrekten Welt fallen linke und woke Kreise gerade gegenseitig über sich her. Es gab nie einen besseren Zeitpunkt, sich Popcorn zuzubereiten. Und möglicherweise verhilft der grassierende Wahnsinn dem gesunden Menschenverstand zur Rückkehr.

Das Bühnenduo Ursus & Nadeschkin habe ich nie live erlebt. Ich habe dank weniger Youtube-Ausschnitte früh festgestellt, dass das nicht mein Humor ist. Aber die beiden sind erfolgreich und haben ihr Publikum, nur das zählt.

Nun wurde irgendjemand im Zug der ganzen Dreadlocks-Debatten auch beim Anblick von Nadeschkins Perücke von spontanem Unwohlsein ergriffen und forderte, die Bühnendarstellerin solle auf ihre Kopfbedeckung verzichten. Da draussen scheint es sehr viele Leute zu geben, die in ihrer eigentlichen Existenz keinen Sinn sehen und verzweifelt versuchen, sich eine Daseinsberechtigung zu verschaffen, indem sie Minderheiten schützen, die gar nicht geschützt werden wollen, jedenfalls nicht so.

Ich erspare mir an dieser Stelle historische Einblicke, die zeigen, dass Rastas bzw. Dreadlocks keineswegs afrikanischen oder jamaikanischen Ursprungs sind, sondern sich lange zurückverfolgen lassen, beispielsweise zu den (sehr weissen) Kelten. Das wurde oft genug betont, aber das sind Fakten, und die stehen der Empörung nur lästig im Weg rum.

Jedenfalls ist nun auch der Fall von Nadeschkin in die sozialen Medien und von dort aus in die Schlagzeilen unserer Leib- und Magenblätter geraten. Und darüber freue ich mich.

Denn dieser ganze Woke-Unsinn findet nur ein Ende, wenn die Dauerentrüsteten es auf die Spitze treiben. Schon jetzt zeigt sich klar, dass selbst ein Teil der anderen Gutmenschen die Welt nicht mehr versteht. Seit die «Cancel Culture» auch Frisuren aufs Korn nimmt, geht es sogar denen zu weit, die zuvor noch gern bereit waren, missliebige Leute an der Ausübung ihres Berufs zu hindern. Denn das ist so offensichtlich diskriminierend, dass sich auch sonst «woke» Leute nicht mehr wohl fühlen.

Gut so. Wir brauchen noch ein halbes Dutzend mehr solcher blanker Übertreibungen. Auf diese Weise entlarvt sich die Gruppe der selbsternannten Supertoleranten als das, was sie sind: Intolerant. Die Antirassisten zeigen sich als das, was sie sind: Rassistisch. Die Linken zeigen sich als das, was sie sind: Gelebte Rechte. Es kann gar nichts Besseres passieren. Endlich sieht man, dass der Kaiser nackt ist.

Übertreibungen haben in der Geschichte schon immer zum Ende einer unheilvollen Entwicklung geführt.