Faule Journalisten lieben das Wort «Verschwörungstheorie»

Kritik an der SRG durch einen wahrhaftigen Insider? Mit dem kann ja etwas nicht stimmen. Und offenbar war er auch schon beim Psychiater! – Kleine Chronologie, die einmal mehr aufzeigt, dass die meisten Medien nicht an der Wahrheit interessiert sind. Dafür sind sie perfekte Diffamierungskünstler.

«Der SRG-Insider der «Weltwoche» ist Verschwörungstheorien verfallen»: So lautete der Titel eines Artikels im «Tages-Anzeiger», nur zugänglich mit Abo. Ich rate aber davon ab, dafür Geld auszugeben. Im Übertitel heisst es: «Buch begeistert Service-Public-Gegner».

Ich verehre den Autor des Artikels, Andreas Tobler, wie er es schafft, in so wenigen Worten und noch bevor der eigentliche Text beginnt, so viele Fehler zu machen.

Es geht um das Buch «Im Hexenkessel der Bundeshaus-Medien» von Martin Hasler. Ich habe darüber in der «Weltwoche» geschrieben. Hasler ist also keineswegs ein «SRG-Insider der Weltwoche», er ist ein SRG-Insider in eigener Regie, ich habe den Mann lediglich porträtiert. Er hat mir keine geheimen Einblicke verschafft, was in meinem Artikel steht als Information über die SRG, kann man auch in seinem Buch nachlesen.

Und nein, werter Herr Tobler, man muss kein «Service-Public-Gegner» sein, um seine liebe Mühe mit der SRG und ihren Medien zu haben. Man kann sogar ein regelrechter Fan der Idee des Service Public sein und dennoch finden, dass er aktuell in der Schweiz miserabel gemacht und das Geld nicht wert ist. Diese Vereinfachung, diese Pauschalisierung, dient einfach wieder dem Versuch, Schubladen zu kreieren, in die man Kritiker reinstecken kann. Alles Gegner von XY, alles Rechte und so weiter.

Es ist also ein hundslausiger Einstieg in den Tagi-Artikel, und danach wird es nicht besser. Was das mit dem «Verschwörungstheoretiker» angeht: Martin Hasler trifft keine klaren Aussagen, sondern stellt Fragen in den Raum, derer man sich annehmen könnte. Eben einfach das, was eigentlich Journalisten tun sollten. Die sind aber zu faul oder haben ihren Beruf verfehlt, und es ist natürlich viel bequemer, alles als Verschwörungstheorie abzutun, als sich mit den Fragen, die gestellt werden, ernsthaft zu behaupten.

Es gab in meinen 30 Jahren als Journalist hin und wieder Geschichten, die mir zugetragen wurden und die ich dann nicht realisieren wollte. Beispielsweise, weil ich sie für nicht stichhaltig hielt. Aber ich habe mir immer und ausnahmslos die Zeit genommen, in die Materie reinzuschauen, bevor ich mir dieses Urteil erlaubte. Der Tagi-Mann Andreas Tobler und viele seiner Kollegen machen es sich viel einfacher: Wenn ihnen die Grundthese nicht schmeckt – und Kritik an der SRG schmeckt ihnen nicht – diffamieren sie einfach den Urheber der These und können ihn so ignorieren.

Dazu hat Tobler noch die Frechheit, prominent aufzuführen, dass Martin Hasler einen Psychiater aufgesucht hat, um seine schwierige berufliche Situation und den inneren Spagat, dem er ausgesetzt wurde, zu verarbeiten. Tobler schreibt es nicht so, hofft aber garantiert, dass die Leser seines Artikels danach denken: «Ach so, ein Mann mit persönlichen Problemen, dem alles zu viel wurde, und dann hat er seine inneren Dämonen in Buchform verarbeitet, das muss man ja nicht ernst nehmen.»

Das sollte man sehr wohl doch. Ich fand es ebenfalls unnötig dass im Buch von Hasler auch noch Themen wie 5G aufkommen, und ich denke, er selbst würde das heute auch anders machen. Aber abseits davon ist sein Einblick in die Atmosphäre der SRG sehr authentisch und gleichzeitig sehr beunruhigend. Ich kann seine Eindrücke aus meinen eigenen Erfahrungen mit dem Staatssender bestätigen. Aber darauf mag der «Tages-Anzeiger» gar nicht erst eingehen. Er arbeitet sich einfach am Buchautor ab, das ist natürlich ungefährlicher, als mal der Frage nachzugehen, ob bei der SRG vielleicht nicht doch einiges im Argen liegt.

Unterm Strich ist diese «Buchbesprechung», die zur persönlichen Abrechnung wurde, nichts anderes als ein weiterer Beleg dafür, dass man den meisten Medien nicht mehr trauen darf. Aber das ist ja nichts Neues.

Bestellen kann man das Buch von Martin Hasler übrigens hier.