Ich habe ein bisschen mit den Vornamen gekämpft, denn den ersten gibt es irgendwie gar nicht und der zweite ist seltsam geschrieben, aber hey, ich bin flexibel, daher: Gratulation für den «Medienpreis für Qualitätsjournalismus», liebe Fee Anabelle Riebeling von «20 Minuten». Niemand hat den mehr verdient als Du – als Lohnschreiberin des Bundesrats.
Was habe ich mich über sie lustig gemacht. Wie oft habe ich Ihre publizistischen Ergüsse verniedlicht. Aber nun steht fest: Ich lag falsch! Denn ein Gremium, das mit Sicherheit über jeden Verdacht erhaben ist, hat festgestellt: Fee (!) Anabelle (!) Riebeling ist die Grösste! Die Grösste in dem Fach, in dem ich als reiner Dilettant unterwegs bin: dem Journalismus. Mehr zur denkwürdigen Preisverleihung gibt es hier. (An dieser Stelle bitte Applaus, danke)
Fee Anabelle Riebeling, nur zur Erinnerung, war die Frau, die uns bei «20 Minuten» darüber unterrichtet hat, dass die Impfung gegen Covid-19 die Qualität unserer Spermien verbessert. Seither untersuche ich natürlich pflichtschuldig stets meine Socken, in denen ich mich – nur der Forschung zu Liebe natürlich! – meiner Spermien entledige, und ich stelle fest: Es stimmt! Wahnsinn, wie diese Spermien herumkrabbeln auf diesen Socken! Sie sind regelrecht unterwegs zu meiner Nachbarin, wobei ich nicht weiss, ob diese empfänglich dafür ist, aber egal, entscheidend ist: Meine Spermien haben Superpower! Klar, ich selbst bin nicht geimpft, aber hey, nur schon die Möglichkeit, sich zu impfen, beflügelt!
Wenn wir den Ironie-Modus für einen kurzen Moment deaktivieren, sieht es natürlich anders aus. Wer mehr zu Madame Fee wissen will, kann das hier nachlesen. An Kreativität mangelt es ihr jedenfalls nicht. An Fachwissen allenfalls schon. Aber das ist völlig egal. Denn Preise dieser Art werden heutzutage danach vergeben, wie devot jemand gegenüber dem Bund ist. Und die gute Fee – nur falls jemand darauf stehen sollte – ist devot ohne Ende. Der Bundesrat sagt, was zu denken ist, Fee denkt in diese Richtung weiter. Und das ist preiswürdig.
Danke für Ihre Unterstützung! (wenn ich schon keinen Preis kriege…)
Und was hat sie auf diesem Weg alles rausgefunden! Nicht nur das mit den Spermien (was ein völliger Unsinn war, aber egal). Nein, es war noch viel mehr! Beispiele gefällig? Geimpfte Frauen hauen ihren Säuglingen per Muttermilch gleich noch den ultimativen Schutz rein! Nach einer Covid-19-Erkrankung kann man unter «analem Unbehagen» leiden! Und der nahende Tod durch Corona lässt sich durch Schweiss nachweisen! – Lauter harte Fakten, die nur nach einem schreien: Gebt der Frau einen Preis! Was die alles rausgefunden hat!
Und nun ernsthaft. Ich mache diesen Job seit über 30 Jahren, und ich hatte in der ganzen Zeit einen ganz banalen Grundsatz. Der lautet: Egal, was ich ganz persönlich finde, ich werde den Teufel tun und irgendwelchen Unsinn schreiben, nur weil dieser in die von mir gewünschte Richtung geht. Wenn man mich widerlegt: Chapeau, Schachmatt, ich ziehe mich zurück. Das bessere Argument gewinnt. Fee hingegen (verdammt, ich kann mich nicht an diesen Namen gewöhnen) geht anders vor: Sie überlegt sich, wo sie etwas finden könnte, was ihrer verinnerlichten These entspricht und schlägt das dann in der grössten Zeitung des Landes breit. Was natürlich preiswürdig ist in diesen Zeiten, keine Frage.
Nüchtern betrachtet sollte die Frau irgendwas anderes tun als Journalismus. Weil sie schlicht keine Journalistin ist. Sie interessiert sich nicht für die Wahrheit, sondern schreibt einfach nieder, was die Mächtigen im Land gerade hören wollen. Aber das ist ja gar nicht verkehrt, denn genau das gilt heute als Journalismus. Womit klar ist: Sie hat diesen Preis verdient.
Und bitte, an die Adresse aller Kritiker: Die Frau liefert Faktenchecks, um «Fake News» zu widerlegen. Dass alles, was ich da oben kurz skizziert habe, reine Fake News waren, und zwar aus ihrer Feder: Who cares, wie Roger Schawinski sagen würde. Heute holt man sich eine Medaille, wenn man Fake News abliefert und gleichzeitig sagt, dass man «Faktenchecker» ist. Ist das eigentlich eine eidgenössisch diplomierte Berufsbezeichnung?
Ich habe, in aller Bescheidenheit, in den letzten drei Jahren mehr angebliche «Fakten» widerlegt als die Frau mit dem besonderen Vornamen, den ihr die Eltern (die müssen recht grausam veranlagt sein) geschenkt haben. Ich habe keine einzige Aussage gemacht, die inzwischen nicht belegt ist. Jede meiner angeblich provokativen Schlagzeilen ist inzwischen bewiesen.
Nur war meine Arbeit nicht das, was unsere Eliten hören wollten. Deshalb werden wir noch viele Preisverleihungen an Leute miterleben, die ihrem Beruf nicht nachgehen, aber demütig kriechen vor den Mächtigen des Landes.