Chapeau, Liechtenstein. Die Untertanen des Fürsten haben diesem und den grossen Parteien eine Niederlage bereitet. Sie wollen nichts wissen von der bleibenden Möglichkeit, jederzeit das Notrecht ausrufen zu können. Ein Befreiungsschlag von der Paranoia.
Das Resultat war knapp, irgendwo über 52 Prozent, aber wenn man sieht, wer alles die Regierung des Fürstentum Liechtenstein präventiv mit Vollmachten ausstatten wollte, wiegt es dennoch schwer. Unter anderem die beiden grossen Volksparteien VU und FBP und das Fürstenhaus selbst sprachen sich dafür aus, dass im kommenden Winter wieder ein Persilschein gelten soll. Bei der erstbesten Horrorprognose sollte die Regierung wieder mit dem Dampfhammer einfahren können mit der 2G-Regelung über Nacht. Eine Mehrheit sagte: «Danke, aber nein danke.»
Lustig auch, wie das Vorhaben zum Teil begründet wurde. Man wolle sicherstellen, dass man im Notfall im Gleichschritt mit der Schweiz marschieren könne. Hier soll die Notrecht-Option bis 2024 verlängert werden, und nur grösste Optimisten können erwarten, dass unser arbeits- und konfliktscheues Parlament sich dagegen stellt. Nun müssen die Liechtensteiner, die so eng mit uns verzahnt sind, allenfalls ein Sonderzüglein fahren, wenn hier bei uns wieder die Rollos runtergehen. Was heisst müssen: Sie dürfen. Denn der Entscheid zeichnet sich aus.
Wir haben die Liechtensteiner früher gern belächelt, weil sie stets an den Lippen des Fürsten hingen und ohne seine Zustimmung so gut wie nichts ging. Es war in der Tat ein kleiner royaler Kult, der das Land beherrschte. Aber offenbar hat sich das kleine Volk inzwischen emanzipiert.
Davon können wir in unserer «direkten Demokratie» nur träumen.