Trotz allem, was war: Ich glaube immer noch an dieses Land, ich glaube an die Demokratie, ich glaube daran, dass eine Umkehr möglich ist. Geben wir dieser Schweiz noch eine Chance, um zu zeigen: Wir können mehr als das, was wir in den letzten Jahren gezeigt haben. Mein persönlicher Beitrag dazu ist meine Kandidatur für den Nationalrat.
Wir haben unsere Bundesversammlung letztmals im Herbst 2019 neu gewählt. Dann kam Corona. In den Jahren danach haben unsere Parlamentarier etwas zustande gebracht, das ich mit keinem anderen Wort beschreiben kann als mit diesem: Totalversagen.
Ohne jede echte Not haben die Volksvertreter alle Macht an den Bundesrat delegiert. Sie liessen die Landesregierung mit ihrer absoluten Willkürpolitik durchmarschieren. Einzelne Ausnahmen vorbehalten: Es gab keine kritischen Fragen, keine Gegenwehr, nicht einmal ansatzweise den Versuch, die Verfassung, die Grundrechte und die Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger zu schützen.
246 gut dotierte Männer und Frauen, die vor ihrer Wahl versprochen haben, sich in den Dienst des Landes zu stellen, liessen es zu, dass dieses Land völlig willkürlich in Kollateralschäden versunken ist, die sich noch Jahre auswirken werden. Ein Schuldenberg, ruinierte Existenzen, Bildungsrückstand bei den Kindern, psychische Leiden, die Spaltung der Gesellschaft – man weiss gar nicht, wo man anfangen und wo aufhören soll. Alles, was diese Nation einst ausgemacht hat, wurde schlicht mit Füssen getreten.
Das kann mutlos machen. Das Problem ist: Wir haben uns abhängig gemacht von grossen Parteien, deren Abgesandte in erster Linie ihre eigenen Interessen vertreten und die im Moment der Wahl nur eines vor Augen haben: die Wiederwahl. Alles wird den persönlichen Bedürfnissen untergeordnet, kaum einer hat den Mut, für das Volk einzustehen. Wann hat letztmals jemand im Bundeshaus ganz einfach Klartext gesprochen im Interesse der einfachen Bürger?
Das ist nicht mehr die Schweiz, mit der ich aufgewachsen bin. Das ist im besten Fall eine Karikatur der Schweiz. Und zwar eine ausgeprägt hässliche.
Mir ist bewusst, dass viele, die hier mitlesen, das System der parlamentarischen Demokratie als Ganzes ablehnen. Dass sie Manipulation bei Wahlen und Abstimmungen vermuten, dass sie überzeugt sind, dass sich auf diesem Weg kein Wechsel herbeiführen lässt. Ich habe Verständnis für diese Haltung – nach allem, was war.
Aber mein Aufruf an dieser Stelle: Dieses Misstrauen hat keine Basis, wenn wir dem System nicht noch einmal eine Chance geben. In mehreren Kantonen wird es 2023 ein völlig neues Angebot geben für Wähler, die schlicht nicht fassen, was sich in den letzten drei Jahren abgespielt hat. Es wird Kandidaten zur (Aus-)Wahl haben, die für ein einfaches und dennoch vielsagendes Motto stehen. Es heisst:
«Ich habe nicht mitgemacht».
Es besteht am 22. Oktober 2023 die Möglichkeit, den Geist der alten Schweiz, die Debattenkultur, den Mut zum kritischen Hinterfragen, all diese scheinbaren Selbstverständlichkeiten, zurück ins Parlament zu bringen. Es werden im besten Fall einige Vereinzelte sein, die das schaffen, aber das kann schon reichen, um das tief empfundene Misstrauen unzähliger Menschen in diesem Land an die Öffentlichkeit zu bringen. Entscheidend wird sein, dass man uns nicht länger ignorieren kann, weil wir demokratisch legitimiert wurden.
Wenn das nicht klappt, wenn dieses Angebot nicht auf Anklang stösst, kann man sich immer noch aus dem System ausklinken oder auswandern. Aber im kommenden Herbst sollten wir es noch einmal auf diese Weise versuchen. Denn dann werden wir wissen, ob genügend Menschen in diesem Land bereit sind, einzustehen für den dringend nötigen Wandel.
Ich werde ganz konkret für die Bürgerrechtsbewegung «Aufrecht» im Kanton St.Gallen für den Nationalrat kandidieren. Ich tue das nicht aus einer persönlichen Ambition heraus. Mein Lebensentwurf sieht keine endlosen Sessionen und Kommissionssitzungen in Bern vor. Alles andere als das. Herzlich gerne würde ich es mir weit einfacher machen und den Zustand des Landes weiterhin von aussen kommentieren, einfach als Hofnarr. Ich werde also einer von ganz wenigen Kandidaten sein, deren grosser Traum es eben gerade nicht ist, in den Nationalrat einzuziehen.
Das Problem ist nur: Ich habe zwei heranwachsende Kinder. Und ich kann es vor mir selbst nicht verantworten, nicht dafür zu kämpfen, ihnen ein funktionierendes Land zu hinterlassen. Niemand soll sagen, ich hätte es nicht wenigstens versucht. Denn die Lage ist zu ernst, um an persönlichen Lebensentwürfen festzuhalten. Es geht nicht mehr darum, was der Einzelne gern tun würde. Es geht darum, dafür zu sorgen, dass das Erfolgsrezept der Schweiz nicht endgültig zerstört wird.
Deshalb wird das auch mein ganz persönlicher Wahlspruch sein:
«Wir holen uns die Schweiz zurück».
Ich spreche nicht von Morgarten, von Tell oder Winkelried. Ich spreche von dem Land, in dem ich aufgewachsen bin. Von dem Land, in dem Eigenverantwortung einst gross geschrieben wurde, in dem der Staat nur ein Vehikel zur Erledigung der wichtigsten Aufgaben war und in dem alle Macht beim Volk lag. Das Land, in dem nicht einfach aufgrund globaler Pläne sämtliche Werte ausser Kraft gesetzt werden. In dem wir nicht blind denen nachrannten, die Richtung Abgrund stürmen.
Mehr fordere ich gar nicht. Aber wir bewegen uns unaufhaltsam in eine andere Richtung. Deshalb müssen wir Gegensteuer geben.
Sollte das kleine Wunder einer Wahl eintreten, verspreche ich keine Steuersenkung, keine tieferen Krankenkassenprämien, keine Sanierung der AHV oder sonst etwas aus der Palette der Dinge, die fast alle anderen Kandidaten in Aussicht stellen, um es dann doch nicht einzulösen.
Ich verspreche nur eines: Ich werde gegenüber dieser Landesregierung so lästig sein wie eine Stechmücke, um die Freiheit des Einzelnen zu schützen.
Ich halte Euch gern im Rahmen dieses Blogs auf dem Laufenden. Unabhängig von meiner Kandidatur werde ich hier weiter eine Spielwiese für freie Gedanken betreiben. Denn das ist meine eigentliche Berufung. Alles andere ist nur aus der Not geboren.
Danke, dass Ihr mich auf diesem Weg begleitet.