Wer der SRG Mittel entzieht, gefährdet das Land. Das sagt deren Chef. Die Aussage ist so absurd wie vielsagend. Mit seiner «too big to fail»-Strategie bestätigt er nur die Wahrheit: Ein aufgeblasenes Vehikel, das seine Arbeit nicht mehr erfüllt, wie es sollte, muss dringend zurechtgestutzt werden.
Eigentlich fehlte nur noch ein Vergleich mit Gott in einem Interview des SRG-Generaldirektors. Ansonsten steht der Verein hinter der faktisch staatlichen Senderkette SRF eigentlich für ziemlich alles, was die Schweiz ausmacht. Reduziert man die Mittel der SRG, geht das Land offenbar unter. «Diese Initiative ist eine Attacke gegen die Schweiz», sagt Gilles Marchand. Es geht um das Vorhaben, die Radio- und TV-Gebühren auf 200 Franken zu senken.
Die Sprüche kommen bekannt vor. Schon bei der «No Billag»-Initiative hiess es, ein Ja würde die schiere Apokalypse auslösen. Gleichzeitig versprach die SRG-Führung, die laut gewordene Kritik an den SRF-Sendern ernst zu nehmen und einiges zu verbessern. Passiert ist danach gar nichts. Wobei, Moment, das ist nicht ganz fair. Es ist einiges geschehen. Nämlich schlimmer geworden.
Der Grössenwahn ist mit den Händen greifbar. Wer es wagt, an der SRG zu rütteln, reitet eine Attacke gegen das Land? Gilles Marchand als Monarch?
Hier die Wahrheit: Die SRF-Brigaden sind ausser Rand und Band. Die Wettersendung «Meteo» ist zur nackten Umerziehungsanstalt und verlängertem Arm der Klimakleber geworden. Während Corona haben sämtliche SRF-Journalisten ihre Berufung vergessen und sich als Lautsprecher des Bundesrats formiert. Moderatoren von Diskussionssendungen verstehen sich als Anwälte von Links-Grün, Off-Sprecher von angeblich investigativen Formaten füttern das Publikum mit Suggestionen. Und alle paar Monate twittert SRF-Chefredaktor Tristan Brenn ein Video, in dem er erklärt, wie objektiv und ausgewogen seine Leute berichten, während wir alle live überprüfen können, dass dem nicht so ist.
Weder bei «No Billag» noch bei der aktuellen «Halbierungs-Initiative» ging es darum, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk einzustampfen. Jedenfalls kaum jemandem. Es ging darum, die SRG zu zwingen, sich Gedanken darüber zu machen, was eigentlich ihre Aufgabe ist und was nicht. Was braucht «die Schweiz» von der SRG? Wo ist sie am richtigen Platz, was ist unnötig? Und wie muss das, was ausgestrahlt wird, aussehen? Dieser Debatte verweigert sich Gilles Marchand weiterhin. Er tut zwar, als mache man sich diese Gedanken, aber in Wahrheit will er einfach weiter machen wie bisher.
Das Angebot von SRF wird seit Jahren aufgepumpt. Die Zahl der Sender ist laufend gestiegen, das Onlineangebot wurde ausgebaut, die Nutzer von Social Media werden auf immer mehr Kanälen «beglückt». Das müsse man tun, so Marchand, SRF müsse dort sein, wo das Publikum ist. Damit könnte man (mit diversen Fragezeichen) leben, wenn das Kernangebot den Leistungsauftrag noch erfüllen würde. Stattdessen wird SRF immer mehr zur staatlich finanzierten Indoktrinationsstelle. Verpackt in scheinbar journalistische Produkte, sagt man den Zuschauern und Zuhörern, wie sie zu leben haben, was richtig und was falsch ist. Ein privates Medium kann das gerne versuchen, aber nicht ein staatlich finanziertes.
Ein angekündigtes «Sparpaket» wurde nicht realisiert. Warum? Weil das Geschäft während Corona plötzlich besser lief. Man muss sich das mal bei einem privaten Unternehmen vorstellen. Die Chefetage erhält den Auftrag, zu sparen, dann kommen ein paar neue Aufträge rein, und man befindet: «Nö, doch nicht, wir hauen das Geld weiter raus.» Aber gut, der Vergleich ist vermessen. Bei der SRG wirkt kaum jemand, der weiss, wie es in der Privatwirtschaft läuft.
Natürlich müsste sich die SRG mit weniger Mitteln neu erfinden und nach der Decke strecken. Aber das ist ja genau das Ziel. Warum sollten die Gebührenzahler den heutigen Kurs weiter in der aktuellen Grössenordnung finanzieren? Warum muss mit diesem Stutz weiter gejasst, gewandert und gequizt werden? Warum soll ein Koloss, für den wir alle bezahlen, nicht gezwungen werden dürfen, sich Gedanken darüber zu machen, was er wirklich zu tun hat?
Marchand und alle anderen missbrauchen bei jedem Vorstoss in diese Richtung unsere Sprachminderheiten. Die Romands und Tessiner haben schon bald keine Tagesschau mehr, wenn die Mittel schrumpfen! Doch, haben sie. Es ist eine Frage des Einsatzes dieser Mittel. Es ist eine unternehmerische Herausforderung. Und diese sollte die SRG annehmen, weil ein Teil der Zuschauer schon heute wegläuft und ein grosser Teil des Rests das Programm nur mangels Alternativen oder aus alter Gewohnheit konsumiert.
Die SRG ist nicht die Schweiz. Sie kann einen wichtigen Beitrag für das Land leisten, wenn sie sich auf ihren eigentlichen Auftrag besinnt und diesen anständig ausführt. Das tut sie heute nicht, und wie wir inzwischen wissen, können wir es ihr nur auf eine Weise deutlich machen: Durch den Entzug von Geld.
Staatsfrei und eigenfinanziert: Danke für Ihren freiwilligen Beitrag.