Experimente, die das eigenständige Individuum ausrotten und den Gruppenzwang über alles setzen wollten, sind in der Geschichte grandios gescheitert. Dennoch nehmen wir gerade einen neuen Anlauf in diese Richtung. Mit Karacho.
Es ist dunkel in der Schweiz. Auch in Quartieren, in denen sonst liebevolle Weihnachtsbeleuchtungen die Häuser schmückten. Ich persönlich bin nicht besonders Advents-affin und würde auch den Aufwand scheuen, die Fassade mit Lichterketten auszustatten. Aber wer möchte, der soll, und es sieht ja auch durchaus hübsch.
Nur tun es inzwischen auch die nicht mehr, die eigentlich wollen. Nicht, weil sie den Aufruf zum Stromsparen besonders ernst nehmen. Sondern weil sie sich vor negativen Stimmen der Nachbarn fürchten. «20 Minuten» hat dazu einige Stimmen gesammelt. Die zeigen: Es geht nicht darum, das «Richtige» zu tun, sondern das «Falsche» zu unterlassen, weil es sonst böses Blut geben könnte.
Das erinnert frappant an die Zeit der Coronamassnahmen. Selbst Leute, die den Irrsinn erkannten, unterwarfen sich diesen demütig, um Diskussionen zu vermeiden.
Danke für Ihre Unterstützung meiner Arbeit.
Mich erinnert das an das Leben in einer sowjetischen Kolchose, in der versucht wurde, jede Form von persönlichem Ehrgeiz und eigenen Ambitionen zu unterbinden und sämtliches Tun den Zielen einer Gruppe zu unterstellen. Wer einen Anflug von Individualismus zeigte, wurde zum Aussätzigen. Was natürlich Folgen hatte: Kritisches Denken kam gar nicht mehr erst auf, weil man das Ergebnis sowieso nicht öffentlich präsentieren durfte. Es wurde nicht mehr mitgedacht, es gab keine Eigeninitiative mehr, von der Eigenverantwortung ganz zu schweigen. Die Gruppe war alles, der Einzelne war nichts. Was Letzteren natürlich auch recht bedeutungslos und überflüssig machte. Was für eine Vergeudung des menschlichen Potenzials.
Aber so läuft es in vielen Bereichen. Ich habe mich kürzlich aus einem meiner Lieblings-Podcasts ausgeklinkt, weil einer der Beteiligten buchstäblich jeden Begriff, bei dem das halbwegs möglich ist, gendern musste. Besonders originell wird das bei Aufzählungen. «Das betrifft Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten…» Ein Satz, der früher wenige Sekunden gekostet hätte, wuchs sich zu einem Monstrum von einer Minute aus. Unerträglich, da zuzuhören.
Tut das der Mann, weil er es tun will? Möglich. Aber unwahrscheinlich. Viel eher fürchtet er einfach negative Reaktionen, wenn er es unterlässt. Er unterwirft sich also der herrschenden Gruppendynamik. Wobei es ja kaum eine Mehrheit der Hörer ist, die das Gendern wünscht, aber eben eine sehr lautstarke, sehr aggressive Minderheit. Die kann einen Podcastmoderator innerhalb einer halben Stunde via Twitter erledigen, wenn sie will.
Wenn uns unsere Entscheidungen von einer relativ kleinen Schar überkorrekter Weltverbesserer vorgegeben werden, blüht uns nichts Gutes. Wenn wir aufhören, selbst zu denken und einfach aus einer Angst heraus nachvollziehen, was uns soziale Medien predigen, verlieren wir uns als Individuen. Wir werden zu einer Gruppe, aber nicht im positiven Sinn eines Teams, sondern im negativen Sinn einer gefügigen Herde.
Ganz wie in einer Kolchose eben.
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