Wikipedia tötet

Dieser Artikel hier ist ein Kunstprojekt. Damit darf er alles. Auch einen Tötungsvorwurf formulieren. Das wissen wir seit der Kampagne: «Tötet Roger Köppel». In diesem Sinn: Zeigen wir doch umgekehrt, wie die «Enzyklopädie» namens Wikipedia Menschenleben auslöscht.

Eine kurze Rückschau. Ein Plakat, auf dem der Aufruf «Tötet Roger Köppel» zu lesen ist, lässt sich strafrechtlich nicht verfolgen. Denn es sei «klar als künstlerische Darstellung erkennbar» gewesen. Zu diesem Schluss kam damals die Zürcher Staatsanwaltschaft. Auch die Umkehrung, die im Rahmen dieser Aktion ebenfalls zu lesen war – «Roger Köppel tötet» – ist demnach kein Problem. Nachlesen kann man das beispielsweise hier.

So weit, so schlecht. Ich bin ein hemmungsloser Verfechter der künstlerischen Freiheit. Bei einem deutlichen Aufruf zu einer Tötungsabsicht setze ich instinktiv gewisse Grenzen. Aber ich bin kein Jurist. Die werden schon wissen, was sie tun. (Ironie inbegriffen)

Und ich nehme diese Leute gerne beim Wort. Ich schreibe Romane, Drehbücher, Theaterstücke und bin als Kabarettist tätig. Mit anderen Worten: Ich bin Künstler – auch wenn ich mich in tausend Jahren nicht selbst als das bezeichnen würde, ich fühle mich mittlerweile unwohl in dieser Gesellschaft.

Aber juristisch nehme ich die Bezeichnung natürlich gern. Denn nun kann ich klar sagen: Was hier gleich folgt, ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Macht des Internets. Nicht mehr als das. Es ist kein wörtlich zu nehmender, justiziabler Vorwurf eines Tötungsdelikts. Es ist nur der verspielt-künstlerische Hinweis darauf, was geschehen kann, wenn die erwähnte Macht missbraucht wird.

Und in diesem Kontext stelle ich fest: Wikipedia tötet. Indem die Leute, die es mit Texten füttern, ohne jede Rücksicht auf das Individuum ihre eigene Haltung als Wahrheit verkaufen. Sie zerstören Existenzen, indem sie Menschen aufgrund einer klaren politischen Zielsetzung diskreditieren, ihnen die Existenz nehmen, sie in der Öffentlichkeit unmöglich machen, maskiert als neutrale, unabhängige, objektive Wissensplattform.

Danke für Ihre Unterstützung!

Das tun sie andauernd. Im Fall von Clemens Arvay haben sie es mit Todesfolge getan. Hier ist der Wikipedia-Eintrag über den Mann zu finden, der sich vor Kurzem nach heutigem Wissensstand selbst das Leben genommen hat. Mit 42 Jahren. Vater eines Sohnes.

Was hat Clemens Arvay Unsägliches getan? Er hat in erster Linie im Einklang mit der Natur gelebt. Er hat sich Fragen über unsere Existenz in dieser Natur gestellt. Er hat sie geteilt mit den Menschen, die seinen Gedankengängen folgen wollten. Er hat – wunderschön übrigens! – Klavier gespielt, mitten im Wald. Er hat seine Bedenken gegenüber der «Impfung» gegen Covid-19 geäussert. Weil sein grösstes Anliegen als Biologe die Auseinandersetzung mit unserem Immunsystem war. Darüber wusste er mehr als jeder von denen, die nun glauben, sich ein Urteil über ihn anmassen zu können.

Auf Wikipedia erleben wir ihn anders. Hier trat er «mit ablehnenden Äusserungen zu den Massnahmen gegen die Covid-19-Pandemie» in Erscheinung – es klingt, als wäre das ein Verbrechen. Er war einer «der bekanntesten Impfskeptiker im deutschsprachigen Raum». Als wäre Skepsis falsch. Und er ist besonders ausgefallen «durch irreführende Schlussfolgerungen über das Verhältnis zwischen Nutzen und Risiko der Corona-Impfstoffe auf».

Vielleicht muss man die sogenannte Schwarmintelligenz, von der Plattformen wie Wikipedia leben, doch einmal hinterfragen. Irreführend beim Verhältnis zwischen Nutzen und Risiko der Corona-Impfstoffe waren ausschliesslich die Jubelmeldungen über die hohe Wirksamkeit, den angeblichen Schutz vor einer Ansteckung und Weitergabe, der Vermeidung von schweren Erkrankungen und dem Tod. Das alles ist bis heute unbelegt. Was wir beobachten können ist hingegen, dass die Impfung tötet (ich erinnere daran: Dieser Text ist eine Kunstaktion, er darf alles sagen).

Mit welchem Recht sagt Wikipedia also, dass Clemens Arvay irgendjemanden in die Irre geführt hat? Mit welchem Recht macht es sich über seine Ablehnung der Massnahmen lustig, von denen wir inzwischen auch längst wissen, dass sie sinnlos, unverhältnismässig und falsch waren? Welche Expertise weisen Wikipedia-Autoren auf, das abschliessend zu beurteilen?

Keine natürlich. Es gibt rund um Covid-19 unzählige Quellen, und bei Wikipedia hat man sich entschieden, nur einer Richtung zu folgen. Was ausschert, wird kaputtgemacht. So wie Clemens Arvay. Er hat mehrfach öffentlich gemacht, wie sehr er unter der öffentlichen Diskreditierung seines Rufs als Mensch, als Akademiker, als Berufsmann leidet. Wie sehr es ihm zusetzt, dass alles, was er sagt, umgehend rufschädigend umgedeutet wird. Vielleicht war das nicht allein verantwortlich für seinen freiwilligen Abschied von dieser Welt. Aber es hat ohne Frage dazu beigetragen.

Deshalb sage ich: Wikipedia hat die Macht, Menschen zu töten. Und je nach Ausgangslage kann man auch festhalten: Wikipedia tötet.

Mich hat mal jemand gefragt, warum es keinen Wikipedia-Eintrag zu meiner Person gibt. Die Antwort ist ganz einfach. Ich selbst habe keinen Ehrgeiz, einen solchen anzulegen, weil es auf dieser Welt unzählige Menschen gibt, die mehr Öffentlichkeit verdient haben als ich. Und zweitens: Ich werde einen Eintrag erhalten – sobald es genügend Anhaltspunkte gibt, mich als Mensch, als Journalist, als Autor zu zerstören. Erst dann wird sich Wikipedia für mich interessieren, dann dafür umso wuchtiger. Ich bin also derzeit schlicht noch zu unwichtig, um diesen Aufwand auf sich zu nehmen. Ist mein Name dort jemals zu finden, wird der Beitrag ein Wust aus Verleumdungen sein.

Und wenn es jemals geschehen sollte: Beiss dir die Zähne an mir aus, Wikipedia.

Ich schliesse mein Kunstprojekt mit einer Bewertung, die als Satire gelesen werden soll, um den Schutz vor den Staatsanwaltschaften unseres grandiosen Landes zu geniessen:

Irgendwelche pickligen Nerds, die noch bei den Eltern wohnen und im Keller ein paar Monitore aufgestellt haben, nützen ihre vermutlich vom Staat bezahlte freie Zeit, um Beiträge zu schreiben, in denen sie Menschen systematisch zerstören auf der Grundlage von Informationen, die ihnen der Staat, der sie eben durchfüttert, zuhält. Sie sind bereit, sich aktiv an einem der grössten Verbrechen der Menschheitsgeschichte zu beteiligen, indem sie jeden, der berechtigte Fragen stellt, mit Dreck bewerfen, bis er nicht mehr kann. Bis er einfach nicht mehr kann.

Das ist Wikipedia.

Und weil DAS hier NICHT Wikipedia ist: Halten Sie diesen Blog am Leben.