Wenn die Flaggen Trauer tragen

Die Energiepreise laufen aus dem Ruder. Das trifft vor allem die Wirtschaft. Ein Unternehmer in Österreich ruft zum Protest auf – und setzt seine Fahnen auf Halbmast

Gerhard Hackl ist Eigentümer des Traditionsunternehmens «Haka» in Oberösterreich. Die Firma produziert Küchen und beschäftigt rund 200 Mitarbeiter.

Der Hauptsitz in Traun ist mit einer langen Reihe von Fahnenstangen besetzt. Derzeit hängen die Flaggen auf Halbmast.

Hackl ist nicht etwa untröstlich über den Tod der Queen oder den Rücktritt von Roger Federer. Die Aktion ist sein persönlicher Protest gegen die Politik in Österreich.

Die steigenden Kosten für Energie und Rohstoffe seien für Betriebe wie seinen nicht mehr zu stemmen, sagt der Firmenchef in einem Video auf Facebook. Sie seien die Folge von «nicht nachvollziehbaren politischen Entscheidungen».

Hackl fordert seine Unternehmerkollegen auf, es ihm gleich zu tun: «Wir müssen Österreich wieder in den Griff kriegen. Wir dürfen nicht zuschauen.» Die Fahnen auf Halbmast im ganzen Land seien ein starkes Zeichen an die Politik, dass sich etwas ändern müsse.

Ob ihm viele folgen, ist nicht bekannt. Als reine Jammerei kann man den Aufruf aber nicht abtun.

Die Wirtschaftskammer von Oberösterreich schlägt ebenfalls Alarm. Die Teuerung geht an die Existenz, energieintensive Betriebe stehen am Rand des Abgrunds. Die gestiegenen Kosten lassen sich nicht einfach über die Preise weitergeben, denn den Konsumenten fehlt das Geld.

Mit der Hilfe der Medien im Land darf der Unternehmer nicht rechnen. Dort scheint der Ernst der Lage noch nicht angekommen zu sein.

Zum ruhigen, gefassten Auftritt des Küchenbauers setzt die Tageszeitung «Heute» den Titel: «Firmenchef wütet in Facebook-Video».

Das sagt schon alles.