Der Slogan «White Lives Matter» sorgt für Aufregung. Auch wenn er selbstverständlich sein sollte. Mehrheiten sind neuerdings Freiwild. So ein Pech, wenn man keiner Minderheit angehört.
Der schwarze US-Rapper Kanye West provoziert gerne. Das ist ihm an der «Fashion Week» in Paris wieder gelungen.
Auf der Rückseite seines Shirts prangte der Slogan «White Lives Matter». Seither kochen Twitter und Co. über.
Die Kritiker kommen aus zwei Richtungen. Die einen weisen darauf hin, dass rassistische Gruppierungen wie der Ku Klux Klan diesen Spruch gern verwenden. Womit er automatisch tabu geworden sei.
Die anderen finden, Weisse hätten einen solchen Aufruf gar nicht nötig. Dass auch ihr Leben etwas zähle, müsse man in den USA nicht betonen, weil sie sowieso eine Vormachtstellung hätten.
Beide Ansätze haben ihre Schwachpunkte.
Will man Rassisten die Deutungshoheit geben, indem man Dinge verschwinden lässt, die sie einsetzen? Bisher ist die 88 auch nicht aus unserem Zahlensystem entfernt worden, nur weil sie gern von Neonazis missbraucht wird.
Und dass Weisse in den USA oft bessere Startbedingungen ins Leben haben als Schwarze, mag stimmen. Das entkräftigt aber die Botschaft nicht, dass auch das Leben von Weissen zählt. Diese ist so simpel wie richtig.
Der Vorgang ist symptomatisch. Mehrheiten dürfen sich nicht auf Selbstverständlichkeiten wie den Wert und den Schutz des Lebens berufen. Das ist ausschliesslich Minderheiten vorbehalten.
Die Frage ist nur, wie man Minderheit definiert. Mehr als 40 Prozent der Amerikaner sind nicht weiss. Ihr Anteil wächst zudem seit Jahren. Sie könnten bald eine Mehrheit bilden.
Aber selbst wenn Weisse irgendwann zur Minderheit werden, dürfen sie sich wohl weiter nicht auf ihr Recht auf Leben berufen.