Was hätten sich die anderen Verlagshäuser früher auf den «Fall Walder» und die Corona-Direktive bei Ringier gestürzt, um den Mitbewerber zu zerfleischen. Heute üben sie pflichtschuldig leichte Kritik und greifen gleichzeitig die Quelle der Nachricht an, um vom eigentlichen Problem abzulenken.
Es gibt Bundesräte, die sich Dinge leisten können, die früher zum direkten Abgang geführt hätten. Und es gibt Medien, die sich Dinge leisten können, die früher zu umgehenden personellen Rochaden geführt hätte. Allerdings schreiben wir das Jahr 2021, nichts ist mehr, wie es einst mal als logisch erschien.
Seit mehreren Tagen versucht der Verlag Ringier, seinen hauseigenen Skandal mit immer neuen Kommentaren zu verwedeln. Der Verleger persönlich greift zur Feder (oder, wahrscheinlicher, liess jemanden zur Feder greifen), die vereinigten Chefredaktoren versichern, es sei alles ganz anders. Die anderen Zeitungen haben das Thema aufgegriffen, aber mehr so im Stil von «Tut man eigentlich nicht, aber naja.» Und gleichzeitig behaupten einzelne Kommentatoren, das, was Ringier-CEO Marc Walder aktuell um die Ohren fliegt, sei «Abstimmungspropaganda» gegen das Mediengesetz. Was es in der Bilanz auch ist, aber das ist nicht die Schuld der Gegner des Gesetzes. Sie haben die Aussagen von Walder ja nicht erfunden.
Es läuft seit geraumer Zeit so. Fakten werden nicht einfach wiedergegeben, stets wird die Quelle in Zweifel gezogen, wenn einem das Ergebnis nicht gefällt. Als ob eine Tatsache an Gewicht verlieren würde, nur weil sie von der «falschen» Seite kommt. Klar, Marc Walder hat den Gegnern der Mediensubventionen eine Steilvorlage geliefert. Millionen vom Bund über Jahre hinweg an Verlage, die sich der Regierungsfreundlichkeit verschrieben haben? Das hat nicht nur ein «Geschmäckle», das stinkt ziemlich zum Himmel.
Die Ringier-Chefredaktoren loben ihre Brigaden in der eigenen Zeitung in den höchsten Tönen. Das Lob haben sich die Journalisten auch verdient, sie tun seit Monaten brav, was man von ihnen verlangt. Aber das ist es ja nicht, wofür sie das offizielle Lob garnieren, sondern für ihre angebliche berufliche Professionalität, ihre unerschütterliche Hartnäckigkeit und natürlich ihre schonungslose Suche nach der Wahrheit. Also exakt für das, was sie eben nicht an den Tag gelegt haben.
Dass…