Pure Schizophrenie

Die NZZ schlüsselt die Ereignisse rund um Alain Berset und den Verlag Ringier auf. Einige Seiten weiter zieht sie über einen Massnahmenkritiker als «Coronaverharmloser» her. Eigentlich müsste die Redaktion selbst merken, wie absurd das ist.

Die Hauptarbeit haben die Blätter von CH Media gemacht, die an die Ermittlungsprotokolle in dem Fall gelangt sind; ich habe dazu bereits geschrieben. Nun ziehen die anderen Zeitungen nach. Allen gemeinsam ist, dass sie das, was – gemäss ersten Verdachtsmomenten, es gilt die Unschuldsvermutung – zwischen dem Bundeshaus und Ringier lief, nicht besonders prickelnd fanden.

Die NZZ führt in ihrem Beitrag vom Montag (hinter Bezahlschranke) besonders deutlich aus, dass, wenn alles so war wie vermutet, der «Blick» die Indiskretionen aus Bersets Departement mit Gehorsamkeit bezahlte. Sprich: Was immer der Bundesrat anordnete oder vor hatte, wurde mit Wohlgefallen beschenkt. Damit half die Zeitung wacker mit, bei der Bevölkerung eine Akzeptanz zu erreichen. Es ist ja in der Tat bestechend, mit welchem Gleichmut bis hin zur Begeisterung die Schweizer die Spaltung der Gesellschaft, das diskriminierende Zertifikat und damit verbunden einen faktischen Impfzwang entgegennahmen. Die Medien haben das ihre dazu beigetragen (übrigens nicht nur der «Blick»).

Das gezeichnete Bild in der NZZ ist stimmig, auch wenn das hochdekorierte Blatt unter uns gesagt früher zu dieser Schlussfolgerung hätte kommen können. Was mich mehr verwirrt, ist die Tatsache, dass die «Neue Zürcher Zeitung» zwar endlich merkt, wie die öffentliche Meinung gezielt gesteuert wurde, nun aber diese Manipulation nun munter weiterträgt.

Meine Arbeit dank Ihrem Beitrag: Herzlichen Dank!

In derselben Ausgabe ist eine Reportage (Bezahlschranke) zu finden, für die eine Journalistin einen Abend beim Massnahmenkritiker Daniel Stricker verbracht hat. Dieser hat kürzlich ein Buch mit dem Titel «Das Buch der Schande» herausgebracht und ist nun unterwegs mit seiner «Tour der Schande». Angekündigt ist das Ganze als kabarettistisches Ereignis mit Musikbegleitung.

Stricker darf sich getätschelt sehen, dass die NZZ seiner Premiere so viel Platz einräumt. Weniger gebauchpinselt dürfte er über den Begriff «Coronaverharmloser» sein, der ihm dort übergestreift wird. Aber das ist weniger sein Problem als das der NZZ. Denn wer diesen Begriff nach all dem, was in den letzten Monaten ans Tageslicht kam, immer noch verwendet, ist ein Realitätsverweigerer. Liest man dann noch einige Seiten vorher, wie mutmasslich ein Bundesrat gezielt Medien einsetzte, um seine evidenzlose und unverhältnismässige Politik durchzusetzen, wird es vollends absurd.

Dämmert es der NZZ wirklich nicht, dass jemand, der die Massnahmen kritisiert hat, nichts verharmlost, sondern die Dinge in den richtigen Kontext gestellt hat? Macht es Sinn, einerseits aufzuzeigen, mit welch gezinkten Karten Regierung und Behörden gespielt haben und andererseits die Leute, die seit ewig darauf aufmerksam machen, ins Abseits zu stellen?

Zumal das mit dem «Verharmloser» sowieso ein inhaltsleeres Totschlagargument ist, das ich selbst auch oft genug gehört habe. Was genau hat es mit einer Verharmlosung zu tun, wenn man darauf hinweist, dass ein Virus, das klar definierte Risikogruppen trifft, nicht dazu dienen sollte, die ganze Gesellschaft in Geiselhaft zu nehmen und die Grundrechte in die Tonne zu treten? Ich persönlich nenne das nicht Verharmlosung, sondern Verantwortung.

Das Ganze zeigt: Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Eine Enthüllung mag noch so gross sein, es reicht nicht, um die Reflexe auszuschalten, die sich eingeschlichen haben. Kritik ist Verharmlosung, Zweifel ist Verschwörungstheorie und so weiter. So lange das so funktioniert, wird sich gar nichts bessern. Denn was die NZZ in der Sache Berset/Ringier kritisiert, führt sie damit auf anderem Weg weiter: Mit einem «Framing», das Leute ins Abseits stellt.

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