Ein garantiert völlig zusammengelogenes geheimes Protokoll einer Besprechung im Bundesamt für Gesundheit.
Sitzungsführer: Guten Tag allerseits. Ich hoffe, Sie haben sich alle vorbereitet. Wir müssen mal wieder ausbügeln, was die Kollegen beim Bundesamt für Statistik verbrochen haben.
Mitarbeiter 1: Was ist es dieses Mal?
Sitzungsführer: Nichts Neues. Die Leute sterben wie die Fliegen laut den Zahlen, aber keiner weiss, warum. Das müssen natürlich wir wieder erklären, weil wir für die Gesundheit zuständig sind.
Mitarbeiter 2: Nehmen wir doch einfach wieder Corona.
Sitzungsführer: Ja, das lassen wir natürlich weiterlaufen, es wird aber langsam etwas schwierig, da läuft ja kaum mehr was. Meinen Schwager haben sie gerade wegen einem eingewachsenen Zehennagel für zwei Wochen hospitalisiert, um die Betten voll zu kriegen.
Mitarbeiter 3: Kommt er durch?
Mitarbeiter 1: Ich würde ihn sicherheitshalber auf Corona testen lassen. Nur für den Fall, dass er es nicht schafft.
Sitzungsführer: Wurde bereits erledigt. Aber eben: Wie erklären wir die Übersterblichkeit?
Mitarbeiter 2: War da nicht mal was mit den Affenpocken?
Mitarbeiter 3: Das Dossier liegt bei mir. Ich habe die letzte Woche damit verbracht, die Grafik mit den bisherigen vier Betroffenen aufzumotzen. Die Kurve sieht nun recht beeindruckend aus, aber das reicht kaum aus als Erklärung.
Mitarbeiter 1: Die Sommergrippe vielleicht?
Sitzungsführer: Ganz schlecht. Die Grippe haben wir ja bereits offiziell abgeschafft, nun können wir doch die Leute nicht daran sterben lassen.
Mitarbeiter 2: Der Wolf ist gerade ganz schön in den Schlagzeilen.
Mitarbeiter 3: Du willst die aktuelle Übersterblichkeit mit Wolfsrissen begründen?
Mitarbeiter 2: Es wäre immerhin ein Anfang.
Sitzungsführer: Wir müssen aber erklären, warum nicht nur die Leute in Graubünden und im Wallis sterben. Oder wütet der Wolf vielleicht auch in Oerlikon? Also, weitere Ideen?
Vielen Dank für Ihre Unterstützung.
Mitarbeiter 1: Es ist ja ziemlich heiss. Vielleicht kann man daraus was machen?
Mitarbeiter 3: Brillant! Hohe Temperaturen gehen auf den Organismus, das weiss jeder.
Sitzungsführer: Ich weiss nicht recht… Hitze ist ja nicht übertragbar. Mir wäre etwas lieber, das man weitergeben kann. Sonst können wir ja gar niemanden einsperren.
Mitarbeiter 1: Wieso denn nicht? Wir verordnen ein Ausgangsverbot wegen Hitzewelle!
Mitarbeiter 2: Genau. Vielleicht verbunden mit einem Hitzezertifikat? Raus darf nur, wer belegen kann, dass er sich mit Sonnenschutz 50 eingerieben oder 15 Liter Wasser getrunken hat.
Mitarbeiter 3: Hilft Sonnencréme denn gegen die Hitze?
Mitarbeiter 2: Nein, aber es sagt ja niemand, dass es etwas nützen muss. Haben wir darauf je geachtet?
Sitzungsführer: Gut, warum eigentlich nicht. Das einzige Problem ist, dass die Hitze irgendwann wieder zurückgeht.
Mitarbeiter 1: Sagt das der Wetterbericht?
Sitzungsführer: Nein, das sagt der Kalender! Nach dem Sommer wird es in der Regel wieder kühler. Jedenfalls nach meinen Informationen.
Mitarbeiter 2: Das passt doch. Die Hitze bringt die Leute um. Sobald es kühler wird, sterben die Leute wegen der plötzlichen Temperaturschwankung. Und danach sterben sie, weil es kalt ist.
Mitarbeiter 3: Meine Güte, das ist grandios, damit lässt sich ja die Übersterblichkeit des ganzen Jahrs erklären!
Mitarbeiter 1: Und wer kein Zertifikat vorweisen kann, darf nur in die Arktis und in die Antarktis reisen. Wir könnten auch Hitze-Testcenter einrichten. Mit Bratwurst vom Grill.
Mitarbeiter 2: Grill? Wird es dann nicht noch heisser?
Sitzungsführer: Details können wir später besprechen. Bitte eine Medienmitteilung vorbereiten und Marc Walder anrufen. Ich organisiere inzwischen mal den Aufbau einer Hitze-Task-Force. Wie heisst dieser Uniprofessor, der immer so unsäglich schwitzt? Der wäre gut für den Vorsitz.
Mitarbeiter 2: Ich sage dem Berset Bescheid, der soll eine Medienkonferenz durchführen.
Sitzungsführer: Einverstanden. Aber sag ihm bitte einfach, dass das Hitzezertifikat kein Beleg dafür ist, dass man nicht von Hitze angesteckt werden kann. Das Theater vom letzten Mal brauche ich nicht mehr.
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