Juhu, die Verlage gründen Task-Forces!

Endlich! Die Schweizer Medien gehen sich selbst auf den Grund. Fast alle grossen Verlagshäuser setzen eine Task-Force ein. Was wird dort untersucht? Das totale Versagen des Journalismus während Corona? Der unübersehbare Linksdrall der Redaktionen? Leider nein. Es geht ums Energiesparen.

Wie seit längerer Zeit immer: Was wie ein schlechter Witz klingt, ist Realität. Realsatire überholt Satire. Statt sich zu bemühen, die Rolle der vierten Gewalt im Staat wieder anständig zu spielen, überschlagen sich die Schweizer Verlagshäuser derzeit bei der Erfüllung der Energieziele des Bundes. Dafür setzen sie eigene Truppen ein, die dann darüber diskutieren, wie oft der Geschirrspüler im Pausenraum laufen darf und ob eine leichte Eiszapfenbildung im Büro einen negativen Effekt auf die Arbeit hat.

Wer wissen will, mit welchem Eifer und wie viel Kreativität die einzelnen Verlage das an die Hand nehmen, kann das hier nachlesen.

Energie einzusparen ist ganz generell sicher keine doofe Idee. Nur ist die Medienbranche vermutlich nicht der grösste Stromfresser. Es gibt ganze Industrien, die auf sehr viel mehr Energie angewiesen sind, um überhaupt produzieren zu können und die vor ganz anderen Problemen stehen, wenn die Kosten aus dem Ruder laufen. Das Ganze erinnert ein bisschen an den Klimawandel. Da denken die Gemeindeväter von Oberunterhüpflingen im Berner Oberland ja auch ernsthaft, sie würden die Welt retten, wenn sie das Zertifikat als «Energiestadt» ergattern, während China aus den Kaminen lässt, was geht.

Es ist reine Symbolpolitik. Den Medienhäusern bleibt auch gar nichts anderes übrig, als mit «gutem Beispiel» voranzugehen. Sie überliefern – wie schon zu Coronazeiten – seit Wochen brav die Energie-Direktiven des Bundesrats, ohne sie zu hinterfragen. Da können sie schlecht selbst abseits stehen.

Aber eben: So viel Engagement in der Form von Task-Forces würde man sich bei unseren Zeitungen in ganz anderen Zusammenhängen wünschen.