Ende 2020 durfte man in der Schweiz nicht mehr Golf spielen. Man hätte ja im dichten Gedränge das Coronavirus verbreiten können. Schön, dass ein Gericht das im Nachhinein als absurd erkannt hat. Unschön, dass vorher kaum einer aufmuckte. Und die Medien? Die schweigen es mal wieder tot.
Ich bin kein Golfer. Vermutlich müsste ich einige Jahre am Abschlag üben, bis ich überhaupt den Ball treffe. Seit der Sport nicht mehr superelitär ist, hat er aber durchaus meine Sympathie. Man ist an der frischen Luft und legt in gemütlichem Tempo einige Kilometer zurück. Und vor allem: Man bewegt sich nicht dicht gedrängt in Horden, was ganz und gar nicht mein Ding ist.
Dennoch befand es der Bund Ende 2020 für notwendig, auch Golfplätze dicht zu machen. Das war die Zeit, als man nichts begründen musste und den gesunden Menschenverstand an der Garderobe abgeben durfte. Es reichte, etwas von «Gefahr» zu flüstern. Erstaunlich und befremdend, wie widerstandsfrei die Anordnung von der «offiziellen» Golf-Schweiz entgegengenommen wurde. Aber Verbände haben sich in der Coronazeit ohnehin als ziemlich mutbefreite Truppen entpuppt.
Es benötigte den Präsidenten eines lokalen Tessiner Golfclubs, glücklicherweise Rechtsanwalt von Beruf, um das Thema wenigstens halbwegs in den Medien zu halten. Sein Club verweigerte sich zusammen mit zwei weiteren der Direktive und liess den Platz an einem Tag im Februar 2021 offen. Weil gerade keine Banken überfallen und keine Leute entführt wurden, hatte die Polizei genügend Zeit, sich diesem schrecklichen Verbrechen zu widmen. Sie rückte aus und schloss die Plätze wieder – inklusive Anzeige gegen die renitenten Clubpräsidenten. Die «Weltwoche» hat darüber berichtet.
Entsprechend landete das Ganze vor Gericht. Und das Verdikt der Richterin war klar: Golfen ist kein geeignetes Mittel, das Virus zu verbreiten. Wie denn bitte auch? Und es ist wirklich gefährlicher, auf einem weitläufigen Gelände einen Ball zu suchen, als sich am Skilift anzustellen?
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Natürlich nützt die nachträgliche Richtigstellung den Golfclubs wenig. Aber es ist ein gutes Beispiel für den Irrsinn, der sich nahezu widerstandslos abgespielt hat. Man konnte wirklich selbst die groteskeste Entscheidung ohne jede Basis von Evidenz verfügen.
Interessant auch, dass neben der «Weltwoche» und einigen Tessiner Lokalblättern keine einzige Zeitung über das Urteil berichtete. Den Namen Luca Allidi – so hiess der kampfbereite Clubpräsident – sucht man in der Schweizer Mediendatenbank mit Ausnahme der erwähnten Medien vergebens. Während sonst jeder Mückenhuster rund um Corona eine Schlagzeile wert war, haben die Journalisten offensichtlich keine Lust, offenzulegen, dass eine von ihnen anstandslos geschluckte Massnahme reiner Mumpitz war.
Entscheidend ist eben nicht nur, was Zeitungen schreiben. Spannend ist auch, was sie bewusst verschweigen.