Gemäss der Ombudsstelle der SRF war die «Arena», in welcher der Moderator einem Gast seine persönlichen Befindlichkeiten an den Kopf schmiss, «sachgerecht» und nicht zu beanstanden. Ein Gremium, das sich im offiziellen Auftrag mit der Sachlage befasste, hat also das nicht gesehen, was ein staunendes Publikum am Bildschirm direkt miterlebt hat.
«Ein Ombud (altnordisch umboð ‚Vollmacht’) ist eine häufig ehrenamtliche Aufgabe einer Person, in einer Organisation oder in der Öffentlichkeit bei bestimmten Themen eine ungerechte Behandlung von Personengruppen zu verhindern.»
Das weiss Wikipedia. Und auch wenn die digitale Enzyklopädie leider inzwischen auch alles andere als eine nüchterne Wissensdatenbank ist, sondern unterwandert wurde von selbsterkannten Weltverbesserern, darf man bei diesem harmlosen Thema davon ausgehen, dass die Definition des Worts richtig ist.
Die Ombudsstelle der SRG hatte zu beurteilen, ob alles korrekt lief, als «Arena»-Moderator Sandro Brotz dem Zuger SVP-Nationalrat Thomas Aeschi wörtlich Rassismus vorwarf. Und befand, die Sendung sei «sachgerecht» gewesen. Das mag sein, wenn man davon ausgeht, dass die TV-Sendung ein Gerichtsstand und der Moderator ein Richter ist. Bisher bin ich nicht davon ausgegangen. Begründet wurde das «Urteil» ziemlich schematisch und allgemein, es klang stark nach «irgendwie interessiert es uns gar nicht so richtig, und wir mögen den Aeschi auch selbst nicht.»
Ein Anwalt zieht die Sache nun weiter an die nächste Stelle, die «Unabhängige Beschwerdeinstanz von Radio und Fernsehen», kurz UBI. Mein Gefühl sagt mir, dass das nicht viel an der Beurteilung ändern wird. In der Schweiz geht es längst nicht mehr darum, WAS jemand sagt oder tut, sondern WER es gegenüber WEM tut.
Im Grunde hätte es gar keine Beschwerden gebraucht. Wenn die Führungsriege von SRF Augen und Ohren hat, wusste sie schon zum Zeitpunkt der Sendung, dass das, was da passiert, nicht geht. Es sei denn natürlich, am Leutschenbach hat man ebenfalls die Auffassung, eine abschliessende Gerichtsinstanz zu sein.
Unterm Strich hat ein TV-Moderator einem Bundesparlamentarier vor laufender Kamera eine strafrechtlich relevante Handlung vorgeworfen und grosszügig darauf verzichtet, die Behauptung zu belegen, wonach er das juristisch abgeklärt getan hat. Auch im Nachhinein hatte er keine Lust, solche Belege zu liefern. So gesehen muss man als Gast der «Arena» künftig wohl auch damit rechnen, in der Sendung als Mörder, Entführer oder Taschendieb gebrandmarkt zu werden, einfach aus purer Laune heraus. Passiert danach ja sowieso nichts.
Wäre es ein spontaner Aussetzer von Brotz gewesen, könnte man darüber hinwegsehen. Aber bei ihm hat die Verunglimpfung Andersdenkender System. Nicht immer kriminalisiert er sein Gegenüber gleich, aber er mag schlicht und einfach Ausgewogenheit nicht und treibt exklusiv die Leute unfair in die Enge, deren Meinung er ganz persönlich nicht teilt. Das letzte Beispiel vor dem Fall Aeschi liegt auch nicht lange zurück, siehe hier.
SRF steht unter Druck. Die Halbierungsinitative wird kommen, und ganz allgemein wächst die Unzufriedenheit der Gebührenzahler mit dem Sender. Niemand verlangt von diesem, nun deshalb Bauernopfer darzubringen. Aber wie man sich so blind hinter jemanden stellen kann, der praktisch jede Woche das verletzt, was sich die SRG selbst als oberste Maxime gesetzt hat, die objektive, neutrale, ausgewogene Information, das bleibt ein Rätsel.