«Gehen Sie mal auf eine Intensivstation!»

Es ist das beliebteste «Argument» der Massnahmenbefürworter und Impfturbos: Man solle mal eine Intensivstation besuchen und dann selbst sehen, wie schlimm Covid-19 wütet. Vermutlich kommt der Vorschlag, weil die Zahlen eben etwas anderes sagen. Was bleibt, sind Emotionen.

Ich habe vor 30 Jahren ein Pflegepraktikum absolviert und im Spital vieles gesehen und erlebt. Unter anderem war ich auf einer Station mit Infektionspatienten. Ich spreche von eingeschleppten «Käfern», die Menschen regelrecht von innen zerfrassen, denen nach und nach Gliedmassen amputiert werden, um noch einige Monate zu gewinnen und so weiter. Ich nehme an, dass ein Besuch auf der Kinderkrebsstation ebenfalls eindrücklich gewesen wäre. Ganz allgemein ist die Welt hinter Spitaltüren eine belastende, emotional mitnehmende, keine Frage. Wer rausgeht, würde gerne auf einen Schlag alles erfinden, was Abhilfe schafft: Endlich Krebs verhindern oder heilen, Multiple Sklerose ALS und vieles mehr. Und ja, wenn Menschen mit Covid-19 beatmet werden, ist auch das ein schmerzhafter Anblick.

Aber das kann nicht die Grundlage sein für das, was aktuell geschieht.

Zunächst einmal ist es erstaunlich, dass man uns seit bald zwei Jahren Zahlen um den Kopf haut – Fallzahlen, R-Wert, Hospitalisationen, Todesfälle – und dabei in kreativer Manier alles stets so dreht, dass es alarmierend klingt – und dennoch reicht es offenbar nicht, nein: «Gehen Sie mal auf eine Intensivstation!», schreiben mir viele Kritiker. Wären die Zahlen wirklich dramatisch, wäre dieser Gang nicht nötig. Jeder Mensch kann nachvollziehen, wie verhängnisvoll ein überlastetes Gesundheitswesen für eine Gesellschaft ist. Nur, und ich weiss nicht, wie oft ich das schon geschrieben habe und es ist hervorragend belegt, gab es diese Überlastung nie, und aktuell sind wir ebenfalls weit davon entfernt. Ist es die Schuld der Kritiker, dass die Schlagzeilen und die Zahlen nicht mal ansatzweise miteinander übereinstimmen?

Deshalb wird mit Einzelschicksalen gearbeitet. Der «Blick» beispielsweise führt einen ehemaligen Impfkritiker vor, der Corona erwischt hat und nun seine frühere Haltung bitterlic…