Für SP-Nationalrat Fabian Molina sind die Enthüllungen über Alain Berset nur eine Kampagne vor den Wahlen. Ein Ständerat spricht hingegen von einem «System» hinter dem Skandal. Und damit liegt er aus meiner Sicht richtig.
Es waren doch nur zwei Schlagzeilen im «Blick». Bedauerliche Einzelfälle. Indiskretionen gehören im Bundeshaus zum Alltag. Was soll die ganze Aufregung?
Das war zusammengefasst die Position von SP-Nationalrat Fabian Molina in der Sendung «Der Club» von SRF zu den Enthüllungen über Berset und den Verlag Ringier.
Erstaunlich, mit welcher Entschlossenheit die beiden aneren Politiker in der Runde darauf reagierten. Der St.Galler Ständerat Benedikt Würth (Die Mitte) und sein Ausserrhoder Kollege Andrea Caroni (FDP) wollten nichts von Einzelfällen wissen.
Würth nannte das – vermutete – Zusammenspiel zwischen dem engsten Vertrauten von Alain Berset und der Chefetage von Ringier ein «System». Das Vorgehen habe eine «Struktur» gehabt.
Mit anderen Worten: Das Ganze war geplant und durchexerziert und diente einem bestimmten Ziel.
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In seiner Verzweiflung erwähnte Molina immer wieder das juristische Verfahren gegen Bersets Ex-Sprecher Peter Lauener. Man müsse abwarten, was dieses ergebe.
Molina ist Politiker. Er sollte wissen, dass es nicht nur um die strafrechtliche Seite geht. Die politische Frage lautet: Ist Alain Berset als Mitglied der Landesregierung noch tragbar?
FDP-Mann Caroni zeichnete derweil ein desaströses Bild des SP-Bundesrats. Ob dieser nun Bescheid gewusst hatte über die unzähligen Kontakte zwischen Lauener und Ringier-CEO Marc Walder oder nicht: In beiden Fällen habe Berset ein Problem.
Denn entweder pfiff er auf die Kollegialität und die Geheimhaltung und instrumentierte einen Verlag aktiv. Oder er hatte keine Ahnung davon, was direkt vor seiner Nase geschah, was eine eklatante Führungsschwäche dokumentieren würde.
Der Linke Molina blieb bis zum Schluss bei seiner abenteuerlichen These. Das alles sei nur eine Schmutzkampagne gegen das Zugpferd der SP wenige Monate vor den Wahlen.
Wundervoll, wie man die eigene Seite vom Täter zum Opfer machen kann.
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Bild oben: Screenshot SRF