Wie ist das so als Journalist, der drei Jahre lang gegen 99 Prozent seiner Kollegen anschreibt? Anstrengend und wunderschön zugleich. Ich gebe Euch als meine Leser hier gern einige Einblicke.
Zunächst: Ich bin es meinem selbstlosen und mutigen Verleger schuldig, darauf hinzuweisen, dass ich über dieses Thema schon in meinem Buch «Schreib!» einiges erzählt habe. Ihr findet es hier und könnt es hier auch bestellen. Ich mag das Buch, offen gesagt. Es freut mich, wenn es sich weiter verbreitet.
Nun zum Thema. War es lustig, einer von einem geschätzten halben Dutzend Journalisten in der Schweiz zu sein, die sehr früh nicht an die Geschichte glaubten, die uns der Staat servierte?
Nein, war es nicht. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie oft mir ein qualvoller, langsamer Tod gewünscht wurde, was ich alles via Post erhielt, welche Anfeindungen über andere Medien kamen. An guten Tagen hatte ich damit kein Problem. An schlechten nagte es an mir.
Aber irgendwie war es dennoch selbstverständlich. Ich konnte gar nicht anders. Denn dem Staat nicht einfach zu glauben: Das war vor 30 Jahren, als ich diesen Beruf ergriff, noch eine Voraussetzung. Ein gesundes Misstrauen, die Bereitschaft, alles zu hinterfragen, nicht über persönliche Vor- und Nachteile nachzudenken: Meine Generation hielt das für normal.
In diesem Sinn: Es brauchte für mich persönlich keinen Mut, sich der Entwicklung entgegenzustellen. Es war einfach nur das, von dem ich glaube, dass es Journalismus ausmacht. Vermutlich hätte ich auch beim staatlich verordneten Unsinn mitgemacht, wenn ich 20 oder 30 Jahre später zur Welt gekommen wäre.
Danke für Ihre Unterstützung meiner Arbeit.
Ich verfolge das Prinzip des gesunden Misstrauens. Ich glaube nichts einfach so. Aber wenn man mich eines Besseren belehrt, gebe ich gern zu, falsch gelegen zu haben. Nur hat das auch drei Jahre nach dem Beginn des Ganzen keiner geschafft. Die Welt, die ich betreten habe, bestand daraus, Andersdenkende frühzeitig zu diskriminieren und denunzieren, so dass es gar nicht erst möglich war, eine andere Sicht der Dinge zu deponieren.
Was mich natürlich noch misstrauischer macht. Wer hat solche Methoden nötig? Wer hat so schlechte Argumente, dass er Gegenredner zerstören muss?
Rund zwei Jahre lang habe ich bei der Zeitung «Die Ostschweiz» Gegensteuer gegeben. Als das nicht mehr möglich war, habe ich mich auf meinen persönlichen Blog und die wenigen Medien konzentriert, die noch nach diesem Muster funktionieren: Lass jede Meinung zu, und diejenige mit den besten Argumenten gewinnt. Es sind sehr, sehr wenige, die dieses System noch pflegen.
Was ist eigentlich so schrecklich daran, wenn man dagegen hält? Wer überzeugt ist von seiner eigenen Wahrheit, sollte keine Angst haben vor Widerrede. Nimm deine Argumente und schlag mich damit! Was ist daran so schwer?
Aber mal ehrlich, nach nunmehr drei Jahren in diesem Irrsinn: Wie viele Argumente haben die Leute noch, die behaupten, dass all das, was getan wurde, nötig und verhältnismässig war, um eine tödliche Gefahr für die Allgemeinheit abzuwenden?
Eine ganze Reihe meiner Berufskollegen verarbeitet im Alltag offenbar persönliche Probleme. Einer vom «Tagesanzeiger» ist überzeugt, dass er jederzeit an irgendwas sterben könnte, ein Hypochonder wie aus dem Bilderbuch. Eine Dame von «20 Minuten» ist für die ihr zugedachte Arbeit derart grotesk unterqualifiziert, dass sie sich nur mit der Panik-Tröte zu helfen weiss. Bei CH Media besetzt man das Wissenschafts-Ressort offenbar mit der Hilfe von Würfeln. Und so weiter und so fort.
Ich habe nichts gegen mangelnde Kompetenz. Bei 90 Prozent der Themen, über die ich schreibe, bin ich persönlich absolut inkompetent. Das ist uns Journalisten eigen, wir können ja unmöglich Bescheid wissen über alles, was auf uns zukommt. Aber meine Aufgabe ist es ja auch nur, die richtigen Worte zu finden. Deshalb frage ich jeden, der mehr weiss als ich, aus. Ich mache mir ein Bild aus allen Stimmen. Ich frage buchstäblich jeden. Völlig ergebnisoffen.
Genau das ist nicht mehr geschehen in den letzten drei Jahren. Gefragt wurde nur noch, wer das Gewünschte zu sagen wusste. Hier liegt das Problem des Journalismus. Er hat sich selbst kastriert. Das Motto war: «Du bist gegen die aktuelle Coronapolitik? Dann spreche ich nicht mit dir.» Was soll bitte daraus Sinnvolles hervorgehen?
Es ist der nackte Wahnsinn, wie offensichtlich offene Fragen wie die Auswirkungen der Impfung einfach ausgeblendet und alles dem Coronavirus zugeschrieben wurde. Das hätte es, sorry für den Schuss Nostalgie, vor 30 Jahren im Journalismus nicht gegeben. Wir hätten einfach wissen wollen, was die Wahrheit ist. Ohne diese im Voraus zu definieren. Denn wir haben damals für unsere Leser gearbeitet. Und nicht für Alain Berset oder das Bundesamt für Gesundheit.
Ich bin 51 Jahre alt und muss noch einige Jahre in diesem Beruf überleben. Daher tue ich mir damit selbst keinen Gefallen. Es wäre einfacher, wenn ich mich einreihen würde unter die Leute, die einfach mitmachen, aber leider wurde mir die schonungslose Ehrlichkeit mit auf den Weg gegeben.
Daher sage ich frei heraus: Glauben Sie Journalisten gar nichts. Jedenfalls nicht denen der «neuen Generation». Sie sind Instrumente ihrer Verlage, die andere Ziele verfolgen als die zu Ihrem Vorteil. Sie haben nicht die Wahrheit im Visier. Das Wohl der Gesellschaft interessiert sie keinen Deut. Sie lassen sich einspannen für andere Ziele.
Es gibt eine Handvoll von Medien, auf die das nicht zutrifft, und wenn Sie mir vertrauen, dürfen Sie auch meiner Auswahl vertrauen. Sie finden sie hier. Aber darüber hinaus: Sie werden – wenn Sie Abonnent sind, für sehr viel Geld – angelogen. Tag für Tag. Sie sind das Opfer einer Agenda, die nichts mit der Wahrheitssuche zu tun hat, die für mich damals vor 30 Jahren völlig selbstverständlich waren.
Hätte ich eine Zeitmaschine, würde ich heute einen anderen Beruf wählen. Ich schäme mich für das, was aus dem geworden ist, was einst mein ultimatives Ziel war.
Aber ich kann nichts anderes. Also mache ich weiter.