Ein Chefredaktor versteht das Problem nicht

An Praktikanten von Pendlerzeitungen setzen wir keine hohen Ansprüche. An erfahrene Journalisten durchaus. An Chefredaktoren sogar deutlich. Die neueste Irre These aus dem «Tagesanzeiger» beweist: Es gibt Leute, die das Problem rund um die Impfung ganz grundsätzlich nicht verstehen.

In aller Kürze die Ausführungen von Tagi-Chefredaktor Arthur Rutishauser zusammengefasst: Es stehen Impfungen gegen Covid-19 vor der Zulassung, die nicht auf die mRNA-Technologie setzen. Spätestens dann hätten Leute, die dieser misstrauisch gegenüberstehen, kein Argument mehr, auf die Impfung zu setzen und sollen es gefälligst tun.

Das ist auf so vielen Ebenen falsch, dass man gar nicht weiss, wo anfangen.

Natürlich gibt es Leute, die einen Impfstoff, der völlig anders funktioniert als die gängigen, altbekannten, nicht vertrauen beziehungsweise finden, sie hätten wenig Lust, ihn sich zuzuführen. Es ist eine Tatsache, dass Langzeiterfahrungen fehlen. Darauf zu verweisen, diese Leute hätten keinen wissenschaftlichen Hintergrund, ist billig. Niemand, auch der erfahrenste Forscher, kann Stand heute irgendwelche Garantien über Jahrzehnte hinaus geben.

Aber darüber hinaus gibt es viele Leute – vermutlich sogar die Mehrheit –, die sich aus einem anderen Grund nicht impfen lassen wollen. Beispielsweise, weil sie keine Lust haben, Opfer einer staatlich gepushten Erpressung zu werden. Die Intensität und Quantität der Impfkampagne ist sogar für Leute, die Impfungen nicht grundsätzlich ablehnen, einfach zu viel des Guten beziehungsweise des Schlechten. In dieser Kampagne geht es nie um Gesundheit, nur immer wieder um die angebliche Rückkehr zur «Normalität»,…