Die Tatsache, dass wir alle irgendwann sterben, reicht nicht. Wir müssen es so bald wie möglich tun, und zwar bitte gleich alle zusammen. Willkommen in der Welt der nackten Paranoia.
Das Bild hier unten spricht Bände. Es stammt von 2019 oder 2020, ganz sicher bin ich nicht, ich hab den Screenshot irgendwo in meinem Chaos gefunden. Es stammt von einer Klimademo:

Also, rein inhaltlich kann man das schwer widerlegen. Im Gegenteil, es ist sogar noch eine Runde schlimmer: Von unseren «existierenden Kindern» werden mit Garantie sogar 8 von 8 sterben. Irgendwann. Nur war das natürlich nicht die Absicht der Aussage. Die Dame mit dem Megaphon wpllte uns vermitteln, dass die 7 von 8 den Gang ins Jenseits ausserplanmässig früh antreten. Wohl sogar noch, während sie Kinder sind. Was bedeuten würde, dass sie sehr bald sterben. Und wir wohl mit. Warum es 12,5 Prozent nicht trifft, weiss ich nicht, vielleicht sind das eine Art schottische Highlander, beschenkt mit dem ewigen Leben.
Wobei es durchaus auch Klimabewegte gibt, die keinen solchen gnädigen Abstrich machen und deutlich sagen, dass die Welt untergeht. Ein Beispiel dafür habe ich hier beschrieben. Es ist also wirklich schon fast nett, jedes achte Kind aussparen zu wollen.
Ich mag nicht über die Absurdität der Aussage der Dame im Bild nachdenken, sie spricht für sich. Mich beschäftigt mehr, was sie sich von dieser Taktik verspricht. Nehmen wir an, ein massgebender Teil der Gesellschaft würde ihre These für bare Münze nehmen, wonach fast alle Kinder das Erwachsenenalter nicht mehr erleben. Wäre das der Fall, hätten wir Volksaufstände, überbordenden Aktionismus, den grossen Verzicht, den sich die Klimaaktivisten wünschen. Die Tatsache, dass das alles ausbleibt, ist kein Beleg dafür, dass der Menschheit das Schicksal ihrer Kinder egal ist. Es ist vielmehr ein Beleg dafür, dass die überwiegende Mehrheit diese Panikrufe nicht ernst nimmt. Aus Sicht der «Klimatiker» natürlich, weil sie einfach ahnungslos sind. Aus meiner Sicht natürlich, weil die Behauptung einfach völliger Nonens ist und gottlob die meisten Leute doch noch über einen gesunden Menschenverstand verfügen, wenn es drauf an kommt (auch wenn ich in den vergangenen zwei Jahren oft daran gezweifelt habe).
Die Strategie, mit möglichst drastischen Prognosen die Aufmerksamkeit der Massen zu erreichen, ist im Fall der Klimathematik schon lange gescheitert. Nur merken das die Absender nicht. Wenn wir mal die technisch-wissenschaftliche Seite weglassen, also die Frage, wie dramatisch die Entwicklung des Klimas ist, wie gross der Anteil der Menschheit daran ist usw., und einfach annehmen, dass es gut wäre, etwas zu verändern: Es wäre mit Sicherheit erfolgsversprechender, wenn die Aktivisten sanftere Töne anschlagen würden.
Ich sage das nicht (nur), weil ich diese apokalyptischen Reiter mit ihren Prognosen des totalen Untergangs ganz persönlich satt habe, ich sage es aus professioneller Sicht. Ich habe einen gewissen Teil meines Berufslebens unter anderem damit verbracht, Leute zu beraten, die eine bestimmte Botschaft bei einem bestimmten Publikum verankern wollten. Mein Tipp war immer: Niemand mag Leute, die Angst vermitteln. Sie ist zwar ein starkes Gefühl, fördert aber Irrationalität, vor allem aber gibt es keine Garantie dafür, dass Verängstigte dann die «Lösung», die der Absender verspricht, als die richtige sehen. Leute in Angst sind unberechenbar. Sie reagieren entweder falsch, unverhältnismässig oder mit Verdrängung. Man kann sie nicht einfach in die gewünschte Richtung lenken.
Im Fall von Corona schien es zwar zu funktionieren, aber eben nur scheinbar. Zwar trottete der grosse Teil der Herde den Offiziellen nach, aber nicht ausschliesslich aus Angst, sondern durch die Kombination mit geschickt verpackten «Goodies» für die Braven.
Wenn es einen menschengemachten Klimawandel gibt, der uns bedroht, müssten die Leute, die diesen zu bekämpfen vorgeben, versuchen, alle Beteiligten mit an Bord zu nehmen, zu Beteiligten zu machen. Stattdessen haben sie sich als eine Art Elite gruppiert, die über das grosse Wissen verfügt und versucht, unter anderem mit dem Aufruf der Unterwanderung der Demokratie Druck zu machen und beleidigt gleichzeitig jeden, der nicht in die Alarmrufe miteinstimmt, als «Klimaleugner» und andere Nettigkeiten. Diese Ausgrenzung führt zu allem Möglichen, sicher aber nicht zu einer Gemeinschaft, die wächst. Sie führt zur Spaltung (wie Corona) und zum erbitterten Grabenkampf.
Die Allgemeinheit zum Verzicht auf alles, was Spass macht, aufzufordern und sie gleichzeitig schlecht zu reden und mit der Drohung des Exodus zu wedeln: Welche Eltern würden mit solchen Methoden versuchen, Einfluss auf ihre Kinder zu nehmen? Und mit welchem Erfolg?