Die Twitterblase ist kein Mythos mehr

Jetzt wird aus den abgeschotteten Meinungsbubbles auf Twitter, die alles, was aus der Reihe tanzt, teeren und federn, eine offizielle Funktion. Sie hat sogar einen Namen: «Twitter Circle». Endlich muss man nicht mehr diskutieren. War echt lästig.

Auf Twitter könnte man Debatten führen, um zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Theoretisch. In der Realität geschieht das selten.

Wer eine klare Meinung twittert, wird von den einen gelobt, von den anderen in Grund und Boden gerammt und von dritten sicherheitshalber angezeigt. Wer zur Gegenrede ansetzt, wird vom Ausgangsautor gern blockiert. So lange, bis dieser eine saubere Twitterblase hat. Die besteht irgendwann nur noch aus Leuten, die das eigene Weltbild teilen.

Nun geht das sogar noch einfacher. Twitter testet derzeit bei einer begrenzten Nutzerzahl die Funktion «Twitter Circle». Sie erlaubt es, Tweets nur an einen ausgesuchten Kreis von maximal 150 Personen zu senden.

Diese Gruppe definiert jeder selbst, indem er Mitglieder zufügt, ohne sie zu fragen. Wer einem «Circle» zugeteilt wird, kann diesen nicht verlassen. Er kann die Meldungen nur auf stumm schalten.

«Twitter Circle» ist ein abgeschotteter Bereich. Was hier veröffentlicht wird, kann man nicht aus diesem exklusiven Kreis heraus retweeten. What happens in the circle, stays in the circle.

Das ist das Paradies für alle, die sich ihr Weltbild nicht von Argumenten anderer stören lassen wollen. Seine Twitterblase kann nun jeder selbst kreieren. Bestehend aus bis zu 150 Seelenverwandten, von denen mit Sicherheit nur Lob und Begeisterung kommt. Endlich keine lästigen Fragen und keine Gegenargumente mehr.

Wenn sich die Funktion durchsetzt und für alle eingeführt wird, ist Twitter endlich offiziell das, was es auf natürlichem Weg längst geworden ist: Eine Plattform, auf der unendlich viele Leute etwas sagen, aber keiner wirklich mit dem anderen spricht.