Die Grenze zur Realsatire überschritten

Ein Staat soll zum Wohl seiner Bürger so einiges tun, dafür zahlen wir Steuern. Aber zwei Fragen gilt es zu klären. Was dient diesem Wohl wirklich? Und wann wird aus ehrlichem Engagement ein absurder, ungesunder Überaktivismus? Bern hat die Linie schon verletzt.

Dass man theoretisch ein 13-jähriges Kind so lange belabern kann, bis es zur Impfung schreitet und man dafür 50 Franken bekommt: Es ist unappetitlich und falsch aus jeder Perspektive. Doch dieses Vorhaben des Bundesrats ist nur ein Glied in einer ganzen Kette seltsamer Ideen. Dass man der Bevölkerung mit 1700 Türklinglern auf die Pelle rücken will, deren einzige Mission es ist, einen zur Impfung zu überreden (offizielle Lesart: zu informieren), ist eine Grenzverletzung erster Güte. Der Staat hat uns von nichts zu überzeugen. Er soll umsetzen, was der Wille der Bürgerinnen und Bürger ist. Das ist seine Aufgabe.

Aber seien wir ehrlich: Dass der Staat diese Aufgabe falsch versteht, wussten wir schon vor Corona.

Denn schon seit Jahren werden wir von Präventionskampagnen überzogen, von Anreizaktionen für das «richtige» Verhalten. Sei es mehr Bewegung, weniger Zucker, geschützter Sex oder was auch immer. Der Staat begnügt sich längst nicht mehr mit dem, was er eigentlich tun sollte. Er will führen, er will lenken, er will aus uns allen «bessere Menschen» machen. Und das reglementierend auch ohne unseren Willen. Die aktuelle Impfoffensive ist nur ein neuer Höhepunkt dieser Politik.

Sobald jeder, der will, auch kann, ist gut: Das wurde uns versprochen in Bezug auf die Impfung. Es wird nicht eingelöst. Wer nicht will, der soll überredet werden, entweder von (durch uns alle finanzierten) Missionaren an der Tür oder durch freiwillige Mitstreiter aus der Bürgerschaft, die sich eine Belohnung abholen wollen.

Sobald jeder, der will, auch kann, ist gut: Das müsste für alle Bereiche des Lebens gelten. Wer sich gesund ernähren und viel bewegen will, soll die Chance dazu haben. Wer sich beim Sex schütze…