Die Gesellschaft soll umdenken. Aber doch bitte nicht die Aktivisten selbst!

Der Sprecher der Klimabewegung «Renovate Switzerland» fliegt mal schnell von Zürich via Paris nach Mexiko. Das ist sicher dringend nötig. Vermutlich rettet er die Welt von dort aus. Herzlichen Dank für den selbstlosen Einsatz!

Eine Clowntruppe dieser Art könnte nicht mal ein Drehbuchautor erfinden, und ich bin einer.

Sich auf dem Gotthard festkleben, um Autofahrer an der Fahrt ins Tessin zu hindern und kurz darauf selbst mit dem Flugzeug nach Paris zu reisen (Bahnstrecke: rund vier Stunden) und von dort aus weiter nach Mexiko, einfach, weil einem gerade der Sinn nach Südamerika steht? Kann man machen. Wenn man nicht kurz davor der Gesellschaft ein schlechtes Gewissen für jede Form der Weiterbewegung mit fossilen Energien eingeredet hat jedenfalls. Lieber Max Voegtli, bewegt sich dein Flugzeug mit Solarzellen?

Nachzulesen ist das hier. Und meine Beurteilung: Wenn einer die Welt retten und uns allen einreden will, dass wir diese gerade zerstören, dann sollte es auch zu schaffen sein, zuhause zu bleiben. So ein bisschen mit dem Rucksack durch die Schweiz ziehen, wäre das was? Aber nein, es muss MEXIKO sein, das natürlich nur via Paris zu erreichen ist, welches wiederum nur per Kurzflug zu erreichen ist. Merkst du was? Vermutlich nicht.

Meine eigenen Kinder sind keine Klimaaktivisten. Sie kennen aber eine wertvolle Lektion: Wenn du jemand anderem etwas predigst, dann lebe es selbst auch vor. Das hat deine Generation wohl verpasst.

Ich fahre dieser Tage mit dem Auto ins Tessin. Egal, wie sehr ich mich anstrenge: Auf den CO2-Ausstoss von Max Voegtli komme ich damit im Leben nicht. Aber wenn ich Glück habe, kleben sich seine Gleichgesinnten nicht vor dem San Bernardino fest. Dann kann ich störungsfrei durchfahren. Während der gute Max in Mexiko einen Drink schlürft.

Ich war übrigens noch nie in Mexiko. Viel Spass dort! Es soll schön sein. Wir bleiben in dieser Zeit zuhause und haben ein schlechtes Gewissen. Weil du uns dieses eingeredet hast.

Übrigens: Voegtlis Verein, «Renovate Switzerland», befindet in einer Stellungnahme, das Verhalten der einzelnen Mitglieder sei deren «Privatsache». Gut zu wissen. Ist es demnach auch meine Privatsache, dass ich mit dem Auto ins Tessin fahre? Und darf ich damit rechnen, dass keine Leute, die professionelle therapeutische Hilfe nötig hätten, die Strasse blockieren?

Danke für Ihre Unterstützung. Und nein, ich fliege mit Ihrem Geld nicht nach Mexiko.