Das Spital-Paradoxon

Die Schweiz hat viel zu viele Spitäler. Und viel zu wenige Intensivbetten und entsprechendes Personal. Das eine wussten wir schon lange, das andere wurde in den letzten Monaten überdeutlich. Wie kann das passieren in einem Land, das sonst scheinbar alles im Griff hat?

40. Das ist eine Zahl, die seit langem kursiert. Mit 40 Spitälern, strategisch richtig verteilt, könnte die Schweiz kutschieren. Aktuell gibt es in der Schweiz laut dem Bundesamt für Statistik rund 280 «Spitalbetriebe». Dazu gehören auch Spezialkliniken und Geburtshäuser. Bei 37 Prozent handelt es sich aber um «echte» Spitäler. Also knapp 90 an der Zahl. Mehr als doppelt so viele wie nötig. Aktuell sinkt die Zahl durch Schliessungen beziehungsweise Fusionen. Aber ziemlich langsam.

Man kann die Zahl 40 natürlich hinterfragen. Sie wurde irgendwann in Papieren von Gesundheitsökonomen aufgeworfen. Vielleicht sind es 50. Vielleicht würden 35 reichen. Dass sich die Schweiz mehr Spitäler leistet, als für die unmittelbare Gesundheitsversorgung nötig wäre, steht aber ausser Frage.

Gewachsen ist dieses Überangebot «dank» den föderalistischen Strukturen. Die Kantone sind für ihr Gesundheitswesen zuständig. Sie wollen den Leuten (von denen die Entscheidungsträger wieder gewählt werden möchten), etwas bieten. Strassen, Schulen, Infrastruktur und eben auch eine nahe Gesundheitsgrundversorgung. Was mal da ist, lässt sich schwer abschaffen. Der Kanton St.Gallen steckt mitten in dieser Rosskur der Spitalschliessungen. Wobei diese eher das Ergebnis von vorgängigem Fehlmanagement der Politik sind und weniger der Erkenntnis geschuldet, dass es stets zu viele waren.

Gleichzeitig haben wir uns nie besonders viele Intensivbetten geleistet. In diesem Bereich scheint das Kostenbewusstsein stets stärker ausgeprägt gewesen zu sein als wenn es um ganze Spitäler geht. Schliesst man diese, verschärft sich auch das Problem der Intensivpflege. Sehr schön aufgezeigt wird das in diesem Intervie…