In den letzten rund drei Jahren haben unzählige Leute Dinge gesagt und geschrieben, die es verdient haben, der Nachwelt erhalten zu bleiben. Sie beklagen sich, damit würden sie an den Pranger gestellt. Sie scheinen diesen Begriff nicht ganz zu verstehen. Ihre Äusserungen waren freiwillig und bewusst – und sie sollen daran gemessen werden.
Die Webseite «Ich habe mitgemacht» war vor einiger Zeit Opfer eines Hackerangriffs der professionellen Sorte. Durchaus nicht unverständlich, denn was dort zu finden ist, das ist das pure Grauen. Allerdings liegt das nicht an den Betreibern der Seite. Sondern an denen, die ihr unaufhörlich Stoff geliefert haben. Auf Twitter, auf Facebook, in Reden, in Interviews und so weiter. Es ist eine Sammlung der Ungeheuerlichkeiten, die Paniktreiber, Impfwütige und Massnahmensüchtige von sich gegeben haben und weiter von sich geben.
Die Liste zeigt, wie tief die Menschheit gesunken ist. Und wie problemlos sie damit durchkommt. Da kann man munter Ungeimpfte als Täter bezeichnen und ihnen alles Leid der Welt an den Hals wünschen, man kann Märchen als Wahrheit maskieren und auf dieser Grundlage weitere Einschnitte der Freiheit fordern. Man solle Geimpften Vorteile einräumen und Ungeimpfte aus der Gesellschaft ausschliessen, man solle mit dem Finger auf Kritiker der Coronapolitik zeigen und so weiter und so fort. Prominente aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport und so weiter fordern die Diskriminierung anderer und überziehen sie mit Schimpfworten. Völlig öffentlich. Landet ihre Äusserung dann in einer Liste ähnlich gearteter Voten, beschweren sie sich, «an den Pranger gestellt» zu werden.
Wieso genau «Pranger»? Das ist doch nur ein Schaufenster. Rampenlicht. Noch mehr Öffentlichkeit für etwas, das diese Leute ja offenbar so dringend und lautstark loswerden wollten. Was sie gesagt haben wollten. Wie kann man sich darüber beschweren, dass das weitere Kreise zieht, wenn es doch angeblich so richtig und wichtig war?
Unterstützen Sie Wahrheit statt Diskriminierung. Mit Ihrer Spende.
Ich verzichte darauf, einzelne Beispiele hervorzuheben. Widerlich sind sie alle auf die eine oder andere Weise. Und sie stammen alle von Leuten, die nicht einmal merken, wie sie das, was sie anderen vorwerfen, selbst tun. Die Gesellschaft beschädigen, nachhaltig. Einen Keil zwischen Menschen treiben. Die Meinungsfreiheit zerstören und an den Grundfesten der Demokratie rütteln.
Nun kann man in der Hitze des Gefechts sicher mal etwas Unbedachtes sagen oder schreiben. Aus der Wut heraus, aus der Angst. Schön wäre es nur, wenn man sich später in einer ruhigen Minute eines Besseren besinnen würde. Unsolidarische, gefährliche Ungeimpfte? Wer das Ende 2022 wirklich noch glaubt, hat sich offenbar von der Realität abgekapselt. Wo bleibt also der Rückzug? Das Eingeständnis, falsch gelegen und anderen Unrecht angetan zu haben?
Es herrscht Stille im Wald. Wiederholen kann man den Unsinn von gestern ja schlecht. Sich selbst korrigieren will man nicht. Also sitzen wir es doch einfach aus. Hoffen wir auf das Vergessen. Wobei, eben: Eine Webseite wie die erwähnte hilft da natürlich nicht. Man kann es jederzeit nachlesen, wie hochdekorierte Entscheidungsträger, Ärzte und Beeinflusser Menschen in zwei Klassen einteilten.
Man sollte Gleiches nicht mit Gleichem vergelten. Man sollte nicht auf das untaugliche Instrumentarium zurückgreifen von Leuten, die sich völlig vergessen haben.
Aber daran erinnern, wie es war und wer was gesagt hat: Das sollte man. Denn diese Leute gibt es ja immer noch. Und sie können jederzeit aus ihrer Winterstarre erwachen. Und von Neuem beginnen.