Eine Weile lang hohe Temperaturen, und die Zeitungen sind voll vom Klimawandel. Gehen wir durch eine untypisch kühle Phase, hat das Klima aber nichts damit zu tun – it’s the weather, stupid! Das ist eines der Phänomene, bei denen sich nie jemand zu einer Erklärung bemüssigt fühlt. Weil es eben einfach sehr praktisch ist.
Der Mai war sehr warm. Überdurchschnittlich warm. Was ziemlich praktisch war, wenn man Garten oder Terrasse und einen Grill hat, und auch die Freibäder beklagen sich nicht. Einfach so jubeln geht heutzutage allerdings nicht. Sobald etwas angenehm ist, muss man es umgehend zu einem verheerenden Signal umdeuten, sonst fühlen wir uns einfach nicht wohl. Es könnte uns ja noch zu gut gehen, Gott bewahre.
Also ist der überdurchschnittliche Mai ein klares Zeichen für den Klimawandel, der uns alle umbringt, spätestens die gerade heranwachsende Generation, falls überhaupt noch so viel Zeit bleibt.
Wäre der Mai ein Gefrierschrank gewesen, hätte das wiederum nichts mit dem Klima zu tun gehabt – das Wetter schlägt eben Kapriolen, kann ja vorkommen, kommt sogar immer mal wieder vor. Wer es wagt, an einem Tag im späten Juli bei 10 Grad ein leises Fragezeichen punkto der laufenden Erderwärmung zu setzen, wird sofort gemassregelt. Kennt der Mann den Unterschied zwischen Wetter und Klima denn nicht? Verwechselt der das echt miteinander?
Dasselbe würde übrigens gelten, wenn der ganze Juli frostig wäre und der August obendrauf. Das ist dann mit Garantie dem Wetter zuzuschreiben. Das ist eben launisch und wechselhaft. Verzeichnen die beiden Monate hingegen 35 Grad, hat das nichts mit dem Wetter zu tun, es ist das Klima. Das ist ein überaus praktisches Denkmodell.
Ich liebe bekanntlich seltsame Vergleiche, weil sie oft ziemlich eingängig sind. Deshalb hier:
Nehmen wir einen Autofahrer, der 50 Jahre lang unfallfrei fährt. Ist er also ein ausgezeichneter Autofahrer? Aber nein! Er hatte einfach Glück. Oder alle anderen Autofahrer waren so grossartig, dass es nie zu einem Zusammenstoss kam. Setzt er aber in diesen 50 Jahren ein einziges Mal seinen Wagen versehentlich in ein Gartenmäuerchen, ist das ein klarer Beleg: Der Mann kann nicht fahren, nehmt ihm seinen Führerschein weg.
Ein singuläres Ereignis wird kurzerhand eingebettet in die These, die man bewahren will. Passiert etwas, das dieser These zuwiderläuft, hat dieses Ereignis nichts mit der These zu tun, es läuft in einer anderen Kategorie.
Deshalb ist alles, was statistisch nicht dazu dient, den Klimawandel zu erhärten, eine Frage des Wetters. Alles, was dazu dient, die Erderwärmung zu belegen, ist hingegen ein untrüglicher Beleg für den Klimawandel.
Klimaprophetin Greta Thunberg veröffentlichte einst ein Bild, das sie im Februar bei strahlendem Sonnenschein und laut ihren Angaben für den Winter hohen Temperaturen zeigte und schrieb dazu, dass man nun sehe, was der Klimawandel anrichte. Sie benutzte also das Wetter, um uns das Klima vorzuführen. Tut man das hingegen, wenn es kalt ist, kriegt sie Ausschlag. Das Wetter, Mensch, es ist doch nur das Wetter!
Das alles ist längst bekannt, nur geht nie jemand von der Seite der Klimawarner darauf ein. Es wird einfach ausgeblendet. Wer das Thema dennoch aufbringt, ist ein «Klimaleugner». Das ist die übliche Masche der Diffamierung, die eine Debatte verhindern soll.
Es ist ein Beispiel dafür, wie man heute den gesunden Menschenverstand ungestraft mit Füssen treten darf. Mehr noch: Wer ihn einsetzt, gilt als dumm. Es geht schlicht darum, die These, die Aktivisten, Politik und Medien gemeinschaftlich vertreten, zu schützen. Und nicht darum, Wissen zu erlangen. Alles wird ausgeblendet, was der einmal gefassten These im Weg stehen könnte.
Wenn Wetter nicht gleich Klima ist, was natürlich korrekt ist, muss das einfach für jeden Fall gelten, unabhängig von der eigenen politischen Mission. Wer Erkenntnisse nicht zulässt, weil sie ihm nicht in den Kram passen, hat im wissenschaftlichen Diskurs schlicht nichts verloren.