Die Klimabewegung ist erschüttert: Der deutsche Bundeskanzler soll sie mit einem Vergleich mit dem Nazi-Regime bedacht haben. Geht natürlich gar nicht, klar. Nur: Warum waren Nazivergleiche völlig okay, wenn es um Bürger ging, die in den letzten zwei Jahren für ihre Grundrechte auf die Strasse gingen?
Vergleiche mit dem NS-Regime sind von dem Moment an zum Scheitern verurteilt, in dem sie ausgesprochen werden. Weil einfach nichts an das heranreicht, was unter der Herrschaft der NSDAP geschehen ist. Wer beim geringsten Anlass mit «Nazi» um sich wirft, muss sich meist zu Recht zwei Dinge vorwerfen lassen. Erstens ist es unverhältnismässig und damit unzutreffend, zweitens verharmlost er damit indirekt das, was unter Hitler geschehen ist.
So weit, so klar. Und ein alter Profi wie der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz müsste das wissen. Als er bei einem Auftritt von Klimaaktivisten gestört wurde, liess er sich dennoch diesen Satz entlocken:
«Ich sage mal ganz ehrlich – diese schwarz gekleideten Inszenierungen bei verschiedenen Veranstaltungen von immer den gleichen Leuten erinnern mich an eine Zeit, die lange zurückliegt, und Gott sei Dank.»
Nicht geschickt und auch nicht nötig. Man muss die überkandidelte Klimabewegung nicht mit der Nazizeit vergleichen, Man kann auf elegantere Weise festhalten, dass die apokalyptischen Reiter des Klimawandels undemokratische, intolerante und zur Panik neigende Gesellen sind.
Aber die Betreffenden waren natürlich entsetzt über die Worte von Scholz. Nachzulesen ist die ganze Aufregung hier.
Man darf sich gegen diesen Vorwurf wehren. Auch die Greta-Jünger dürfen das. Obwohl sie selbst immer die ersten sind, die mit deplatzierten Vorwürfen um sich werfen («How dare you!»). Auf die konkrete Unterstellung können sie reagieren. Damit habe ich kein Problem.
Allerdings kritisieren sie ja nicht nur, dass die Klimabewegung damit diffamiert worden sei, sondern beklagen auch die Relativierung des NS-Regimes. Und da wird es leicht humoristisch.
Zwei Jahre lang wurden alle, die einer massnahmenkritischen Kundgebung beiwohnten, kurzerhand als Rechtsextreme oder Nazis abqualifiziert. Gabs unter 10’000 Teilnehmer zwei oder drei Glatzen mit Springerstiefeln, war sofort klar: Die Nazis sind zurück. Es waren in erster Linie Linke, darunter mit Garantie auch viele Klimabewegte, die diese unhaltbare Pauschalisierung verbreiteten.
Was bedeutet: NS-Relativierung ist offenbar völlig in Ordnung, wenn sie die anderen trifft.
Wenn jemand, der findet, eine drohende Impfpflicht oder völlig unnötige und wirkungslose, aber die Freiheit beschneidende Massnahmen seien nicht gerechtfertigt, sofort ein Nazi ist – was spricht dann bitte dagegen, das Etikett auch für Leute anzuwenden, die uns ihren Lebensstil aufzwingen wollen, oft verbunden mit illegalen Aktionen?
Beides müsste nicht sein. Beides sollte nicht sein. Aber sich ernsthaft in einem Fall aufregen und im anderen schweigen: Das ist ein weiterer Beleg für den inkonsequenten Egotrip der Klimahysteriker.